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Strecker will sein Erbe sichern

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Von Marc Uthmann Halle. Bernhard Strecker hatte zum Plausch auf die Museumsinsel gebeten - und die Mitglieder des Haller Kulturausschusses kamen gerne. Der Mann, der den künstlerischen Nachlass des heimischen Malers Sigmund Strecker verwaltet, hatte Grundsätzliches auf dem Herzen. Er wollte über sein eigenes Erbe reden, wollte sicherstellen, dass die künstlerische Schaffenskraft seines Vaters auch in der nächsten Generation gewürdigt wird. Bernhard Strecker plaudert gern. Und er kann auch viel erzählen: über die künstlerischen Verflechtungen in Halle und Melle-Neuenkirchen - dem anderen wesentlichen Schaffenszentrum seines Vaters. Über künstlerische Projekte, die er plant, wie aktuell etwa die Ausstellung von Strecker-Bildern auf der Krim (das HK berichtete). Über den "Tempel", wie er das Strecker-Museum in Halle gegenüber dem Marktkauf nennt: "An Streckers Kamin saßen früher die intellektuellen Besserwisser Halles", betont der Sohn nicht ohne Stolz. Doch zwischen all diesen Anekdoten bringt er diesmal ganz deutlich zum Ausdruck, worum es ihm derzeit am dringendsten geht: "Ich werde in ein paar Tagen 75 Jahre alt. In Halle bekomme ich derzeit sehr viel Zuwendung - aber wie geht es nach mir weiter?" Strecker will jetzt wissen, ob sein Lebenswerk eine Zukunft bekommt. "Wie schaffen wir es, die Herzen der jungen Haller zu erreichen?", fragt er und hofft auf ähnlich Engagierte wie das junge Team vom Café Pavot, das sich ebenfalls auf der Museumsinsel angesiedelt hat. Bernhard Strecker möchte gewährleistet sehen, dass die Person Sigmund Strecker über das "rein Familiäre hinaus", wie er es ausdrückt, gewürdigt wird. "Wir müssen sein Werk als Kulturgut etablieren und stabilisieren." Daran arbeitet der 74-Jährige bereits selbst, wie er beim Plausch auf der Insel verrät: "Wir wollen einen Arbeitskreis aus Wissenschaftlern mit dem richtigen Fachgebiet bilden, die sein Schaffen kunsthistorisch untersuchen und sein Werk objektiv würdigen."

"Platz als künstlerisches Zentrum für künftige Generationen erhalten"

Immer wieder kommt Strecker auf das Besondere der Museumsinsel zu sprechen, auf das karge und doch so bedeutsame Haus, das einst aufgefrischt und für die Besucher wieder lebendig gemacht wurde. Es geht ihm darum, diesen Platz als künstlerisches Zentrum in Halle für künftige Generationen zu erhalten, das merken die politischen Gesprächspartner in jedem Satz. "Viele unserer Gäste kommen von außerhalb der Region", sagt Strecker. "Regional bekommt das Böckstiegel-Haus in Werther viel Aufmerksamkeit." Es ist herauszuhören, dass ihn das etwas schmerzt. Wohltuend wirken da die Worte von Bürgermeisterin Anne Rodenbrock-Wesselmann: "Diese Insel lag lange im Dornröschenschlaf. Wir haben hier ein Juwel und das Verständnis für Strecker wächst erst." Auch der Kulturausschussvorsitzende Frank Marquard sagte die Unterstützung der Stadt Halle beim Bewahren des Erbes zu. Als später im Rathaus die Frage an Bernhard Strecker gestellt wird, ob es ihm denn aktuell nur um Anerkennung und nicht um Finanzielles gehe, muss der Nachlassverwalter schmunzeln: "Das wäre ja naiv. Wir wollen zum Beispiel die Biografie des Strecker-Förderers Dr. Wilhelm Weber herausbringen ..." Er plant also sein Erbe, doch die Ideen sind noch lange nicht versiegt.

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