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Der Lawine knapp entkommen

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Von Detlef Hans Serowy
Borgholzhausen. Große öffentliche Aufmerksamkeit hat Jost Kobusch erhalten. Allerdings nicht durch den von ihm angestrebten Weltrekord als jüngster Alleinbezwinger des 8 516 Meter hohen Lhotse im Himalaya. Der 22-Jährige hält sich im Basislager des Mount Everest auf und filmt, als am Sonntagmorgen um 8.11 Uhr ein Erdbeben die Bergregion erschütterte. Sekunden später geht eine gewaltige Lawine auf das Lager in 5 400 Metern Höhe nieder. Während der Deutsche mit einigen Kameraden in ein Zelt flüchtet und überlebt, werden mindestens 18 Menschen getötet und 65 verletzt. Sein Video wird auf Youtube millionenfach angesehen und viele Medien in Deutschland berichten darüber.
"Meinem Bruder geht es gut", sagt Sara Kobusch dem Haller Kreisblatt am Montagmorgen. Mit seinem »WeSPOT-Gerät« (siehe Bericht auf dieser Seite) verständigt er am Sonntag gegen 9.23 Uhr die Familie mit der positiven Standard-SMS »Alles okay«. Sara Kobusch: "Da wussten wir überhaupt noch nichts von einem Erdbeben." Entsprechend ist die Familie auch nicht in Sorge um den jungen Extremsportler, als die Nachricht von der Naturkatastrophe die Runde macht. Dass eine Lawine das Basislager erreicht, gilt als Jahrhundertereignis. Telefonisch meldet sich Jost Kobusch am Montagmorgen bei seiner Familie und berichtet von seinem Abstieg aus dem Basislager. "Die Expedition hat er abgebrochen", sagt seine 21-jährige Schwester. Auf den Berg Lhotse könne er nicht, denn der Weg sei zerstört und es bestehe weiterhin Lawinengefahr. Der junge Bergsteiger verlor bei dem Schneerutsch außerdem einen Großteil seiner Ausrüstung. Wirtschaftliche Folgen wird das Unglück für den jungen Mann wohl nicht haben. Im Vorfeld der Reise habe sein Sohn eine Expeditionsversicherung für alle Eventualitäten abgeschlossen, so Vater Falk Kobusch, der in Borgholzhausen eine Tischlerei betreibt. Sein Sohn hatte großes Glück. Zu rund 100 Menschen in der Everest-Region besteht am Tag nach der Katastrophe noch kein Kontakt. Sie könnten sich in höher gelegenen Camps aufgehalten haben. Der Mai gilt als Höhepunkt der Klettersaison am Mount Everest und deshalb waren am Sonntag rund 1 000 Menschen im Basiscamp. Befürchtungen löste das Unglück zunächst bei Verantwortlichen der Volksbank Halle aus. Als Hauptsponsor fördert das heimische Geldinstitut die Expedition. Falk Kobusch berichtete am Montagmorgen in der Volksbankfiliale Borgholzhausen vom glücklichen Ausgang für seinen Sohn und sorgte damit für Erleichterung. "Wir hatten uns schon große Sorgen gemacht", erklärt Timo Klack, Marketingleiter der Bank, dem HK. Wenn es keinen Weltrekord gebe, sei das nicht schlimm, so Klack. "Hauptsache, dem jungen Mann geht es gut." Jost Kobusch ist auf seinem Abstieg nur sehr schwer zu erreichen. "Er hat oft keinen Empfang mit dem Satellitentelefon und schaltet das Gerät auch aus, um den Akku zu schonen", berichtet Sara Kobusch. Das Trackingprogramm des Bergsteigers, mit dem er seinen Standort bestimmen und veröffentlichen kann, ist laut Falk Kobusch in den vergangenen Tagen bereits häufig ausgefallen. In einem tiefer gelegenen Dorf will der Borgholzhausener nun zunächst mit einigen Begleitern campieren.

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