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"Wir wollen wieder nach Hause"

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Von Anke Schneider Rostock/ Halle. "Ein schönes Zuhause mit einem Garten in Halle oder Umgebung", wünscht sich Christine Saarmann für sich und ihre kleine Familie. Einen Ort, an dem vor allem die kleine Luca Enna endlich Kind sein kann. Bisher hat die Zweijährige vieles entbehren müssen. Mit einer aggressiven Krebserkrankung liegt das Mädchen seit August 2014 in der onkologischen Abteilung der Kinderklinik in Rostock. Die aus Halle stammende Familie hatte Anfang August einen schönen Sommerurlaub bei den Großeltern der kleinen Luca Enna in Rostock verbringen wollen. Aber dann kam alles ganz anders. "Beim Zähneputzen stellten wir eine Schwellung am Gaumen unter der Zunge fest", berichtet Christine Saarmann. Durch eine Kinderärztin wurde die Kleine umgehend in die Kiefer- und Gesichtschirurgie der Rostocker Uniklinik eingewiesen. Eine Probe des Gewebes ergab: Luca Enna leidet an einem sehr aggressiven und schnell wachsenden Rhabdomyosarkom, einem Weichteiltumor im Mund. Noch heute fließen bei Christine Saarmann und Veith Ahlsdorf, dem Papa der Zweijährigen, sturzbachartig die Tränen, wenn sie an jenen 14. August zurückdenken, als um sie herum alles dunkel wurde. "Die Welt bleibt wirklich stehen", versucht der 41-jährige Geschäftsmann aus Halle auszudrücken, wie es sich anfühlt, wenn das Leben schlagartig auseinanderbricht. Zeit zur Orientierung in der neuen Situation blieb aber nicht. "Der Tumor hätte Luca Enna innerhalb von zwei Wochen umgebracht", erklärt Veith Ahlsdorf. Schnelles Handeln war also angesagt. Zu allem Überfluss fanden die Ärzte auch noch Metastasen in den Lymphknoten am Hals und an der Lunge des Kindes. In der Rostocker Kinderklinik, die der Uni-Klinik angeschlossen ist, wurde sofort eine Chemotherapie eingeleit

"Ich war drauf und dran, das Ganze abzubrechen"

Die aggressiven Medikamente bewirkten, dass der Tumor sich zurückbildete. Sie sorgten aber auch dafür, dass der Körper des zweijährigen Kindes mehr als einmal an die Grenzen seiner Belastbarkeit kam. Als im Januar und Februar dann auch noch 51 Bestrahlungen dazukamen, war auch für Christine Saarmann und Veith Ahlsdorf die Grenze erreicht. Durch die Bestrahlung verbrannte nicht nur die Haut am Hals, sondern auch die Schleimhäute im Mund. Luca Enna konnte weder essen und trinken noch sprechen und wurde nun über eine Sonde ernährt. "Ich war drauf und dran, das Ganze abzubrechen", erzählt ihre Mama. Tapfer kämpfte sich die Familie weiter durch die Behandlung, getrieben von dem Wunsch, dass die kleine Luca Enna den Tumor besiegen möge. Dem Kind erklärten sie mit Hilfe des Buches »Prinzessin Luzie und die Chemoritter«, warum die belastende und oft schmerzhafte Tortur notwendig ist. Vor wenigen Tagen hat die Kleine endlich ihren letzten Chemo-Block hinter sich gebracht. Ob der Tumor verschwunden ist, wird eine Magnetresonanztomografie (MRT) am 6. Mai zeigen. "Dann wissen wir, ob wir gewonnen haben", sagt Christine Saarmann. Dass die Hallerin im August mit ihrem Kind in Rostock geblieben und nicht nach Halle zurückgekehrt ist, hatte verschiedene Gründe. "Zum einen hat die Klinik einen sehr guten Ruf, zum anderen waren Oma und Opa zur Unterstützung da", sagt die 32-Jährige. Für Veith Ahlsdorf, der in Halle selbstständig ist, bedeutete diese Entscheidung allerdings ein Leben auf der Autobahn. Jeden Freitag fährt er die 450 Kilometer in den Norden, jeden Montag wieder zurück. Dennoch ließ er keine Gelegenheit aus, seine kleine Tochter zu besuchen und ihrer Mutter Halt zu geben. Kleinigkeiten, wie das gemeinsame Familienfrühstück am Sonntagmorgen, wurden überlebenswichtig, denn sie schenkten der kleinen Familie ein Stückchen Heile-Welt-Gefü

Sehnsucht nach Halle ist groß

Nach Abschluss der Behandlungen und der notwendigen Nachuntersuchungen in Rostock möchten Mutter und Tochter aber wieder nach Halle zurückkehren. "Wir wollen wieder nach Hause", sagt Christine Saarmann. "Wenn wir von Rostock aus nach Essen zur Bestrahlung gefahren sind, sind wir immer am zu Hause vorbeigekommen", erzählt die 32-Jährige - und holt abermals das Papiertaschentuch hervor. Ihre Sehnsucht nach der Lindenstadt, wo ihre Schwester wohnt, und nach Dissen, wo sie als Erzieherin in einem Kindergarten arbeitet, ist sehr groß. In die alte Wohnung in Halle kann Luca-Enna aber nicht wieder zurück. "Dort hatten wir ein Schimmelproblem", sagt Christine Saarmann. Schimmel sei für das abwehrgeschwächte Kind jedoch lebensgefährlich. Das neue Zuhause sollte also eine trockene und schimmelfreie Wohnung sein. "Vier bis fünf Zimmer, gerne auch ein kleines Häuschen", stellt sich die Erzieherin vor. Am liebsten in Halle, gerne aber auch in Steinhagen, Borgholzhausen oder Dissen. "Und ein Garten sollte dabei sein", fügt Christine Saarmann an. Am liebsten mit Terrasse - für das sonntägliche Familienfrühstück. Und mit einem Rasen, der Platz für ein großes Trampolin bietet. "Denn Trampolinspringen ist Luca Ennas ganz große Leidenschaft." Wer der Familie eine Wohnung anbieten kann, darf sich gerne bei Veith Ahlsdorf melden. Am besten ist er mobil zu erreichen: ` (01 52) 34 54 81 02.

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