Von Stella Venohr
Versmold.
Wenn Lutz Hamann mit seinem Hund durch die Stadt zum Einkaufen fährt, staunen viele nicht schlecht. Schließlich zieht der stattliche Vierbeiner der Rasse Landseer seinen Besitzer die ganzen acht Kilometer. Was nichts damit zu tun hat, dass das Kraftpaket auf vier Pfoten besonders ungehorsam wäre. Im Gegenteil: Ziehen ist in diesem Fall ausdrücklich erwünscht. "Mosby möchte immer helfen. Angefangen hat es damit, dass er versucht hat, Einkäufe aus dem Auto ins Haus zu tragen", sagt Lutz Hamann. Das Auto lässt der Versmolder inzwischen häufiger stehen - und holt das Fahrrad hervor. Mosby ziehend vorneweg.Der Versmolder hat seinen Landseer Mosby im Februar 2014 als Welpe zu sich und seiner Familie geholt. Dem Hundebesitzer wurde schnell klar, dass das neue Familienmitglied mit reinem Spazierengehen unterfordert ist. "Mosby hat uns im Flur das Regal auseinander genommen und abends auf dem Sofa mit seinen Spielzeugen terrorisiert", erzählt Lutz Hamann. "Seit ich mit ihm das Ziehen trainiere, ist er viel ruhiger und ausgeglichener." Was nicht verwunderlich ist.
Denn die Rasse der Landseer hat früher den Fischern geholfen, Boote und Netze einzuziehen. Deshalb kam Lutz Hamann die Idee, mit Mosby auf ein Zughundeseminar zu gehen. Seitdem darf der Landseer alles ziehen, was so zu finden ist. "Er läuft auch vor dem Bollerwagen und zieht das Brennholz", sagt Lutz Hamann. Aber all das funktioniert nicht von heute auf morgen. "Das kostet so viel Arbeit, manchmal bin ich am Verzweifeln", gesteht Hamann. "Aber man kann da so viel kaputt machen, wenn man den Hund unter Druck setzt, deshalb reiße ich mich immer wieder zusammen."
Eine bekanntere Art, dem Hund eine nützliche Aufgabe zu geben, ist, ihn als Therapiehund einzusetzen. Anke Müller, Mitglied der Hundefreunde Versmold, hat ihre Hündin und sich selbst zum Therapiehundeteam ausbilden lassen. "Ich arbeite in einer Kita und habe extra einen Hund gesucht, den ich dahin mitnehmen kann", so Anke Müller. Ihre Hündin Dreaming Blue ist ein Miniature Australian Shepherd, also ein sehr quirliger Hund. "Grundsätzlich kann jede Rasse zum Therapiehund ausgebildet werden, aber es bedeutet halt viel Arbeit", sagt auch Anke Müller. In der Ausbildung haben Hund und Frauchen gelernt, mit verschiedenen Situationen umzugehen. "Sie muss zum Beispiel aushalten, wenn jemand ihre Pfote festhält", sagt die Leiterin einer Kita. "Sie darf sich zwar der Situation entziehen, aber nie angreifen."
Dreaming Blue liebt die Arbeit in der Kita, sie springt direkt ins Auto, wenn es morgens los geht. Auf die Kinder hat die Hündin einen positiven Effekt, wie ihr Frauchen erzählt. Mit Dreaming Blue kann Anke Müller die Sprache und auch das mathematische Verständnis der Kinder fördern. "Die Kinder sollen Dreaming Blue dann zum Beispiel zwei Leckerlis geben", so Müller. "Oder sie klettert auf einen Stuhl, damit die Mädchen und Jungen Begriffe wie auf und hinter lernen."
Besonders aber hilft die Hündin bei der Motivation. "Ich hatte mal einen Jungen, der wollte bei einem Fest auf gar keinen Fall seine Jacke ausziehen und mitmachen", sagt Anke Müller. "Als er die Hündin sah, klappte auf einmal alles."
Im Vordergrund steht bei all den Übungen aber auch das Wohl des Hundes. Anke Müller muss die Hündin manchen Situationen entziehen und einen Ausgleich schaffen: "Man darf nie vergessen, dass das auch Arbeit für den Hund ist."
Und nach Feierabend hilft sicher ein ausgedehnter Spaziergang oder eine ausgiebige Streicheleinheit.