Von Robert Becker
Steinhagen/Kreis Gütersloh. "Sporttauchen ist schön, aber immer nur Fische suchen", sagt Matthias Otto, "das ist auf Dauer auch nichts." Der Steinhagener hat sich entschieden, bei der DLRG Gütersloh eine Ausbildung zum Einsatztaucher zu machen. Ein Glücksfall für das Team um Hans-Dieter Hucke. Der Vorsitzende der Gütersloher Ortsgruppe forciert derzeit die Nachwuchswerbung.
Einige alt gediente Taucher wie der langjährige Tauchwart Hans-Jürgen Körner und Hucke selbst, beide 70 Jahre alt, scheiden in Kürze aus und tragen die Tauchausrüstung nur noch sporadisch. "Unser Ziel ist es, unsere Einsatztruppe zu erweitern", erklärt Hans-Dieter Hucke. Matthias Otto sei geradezu prädestiniert für einen Rettungstaucher, sagt Hucke. Der ideale Kandidat sei um die 35 Jahre alt, könne sicher schwimmen und habe Spaß daran, mit Technik umzugehen, sagt Hucke.
Otto bringt überdies als Tauch- und Sportlehrer sogar viel Erfahrung aus angrenzenden Disziplinen mit ein. Man müsse sicher schwimmen können, braucht aber nicht zwingend schnell sein. "Unter Wasser macht man kein Tempo", sagt Hans-Dieter Hucke.
Zehn Einsatztaucher und vier Signalmänner gehören aktuell zur Gütersloher Tauchgruppe. Elf Wasserrettungszüge gibt es in NRW. Im Einsatzfall werden sie von zentraler Stelle vom Land eingesetzt und angefordert.
Der Gütersloher Tauchtrupp ist im Wasserrettungszug Detmold verankert. Neben dem Bergen von Autos reparieren die Taucher auch für Firmen in diversen Aufträgen unter Wasser, sie suchen unter Wasser nach vermissten Personen oder stehen im Katastrophenschutz bereit, sagt Hans-Dieter Hucke. In der Truppe dabei zu sein, mit der Technik umzugehen, das mache ihm am meisten Spaß, sagt Matthias Otto. "Das soziale Engagement war entscheidend, hier einzusteigen."
Die Gütersloher Einsatztaucher hatten kürzlich ihren ersten Test in diesem Jahr. In der Nähe von Steinhagen durchkämmten sie Mitte März bei sechs Grad Wassertemperatur einen knapp zehn tiefen Meter Baggersee von oben bis unten. Gefunden wurde bei diesen Erkundungen aber nichts. Anders war das vor gut zwei Jahren. Damals bestellten die Einsatztaucher einen Autokran, nachdem sie unter Wasser ein altes Auto entdeckt hatten. Jetzt wurde die eigene Technik überprüft, beispielsweise die vor vier Jahren angeschaffte Unterwasser-Sprechausrüstung. Mittels Telefonkabel sind sogar bis zu 50 Meter Reichweite in der Kommunikation möglich. Ist der entdeckte Unrat nicht allzu schwer, bergen die Taucher das Gut mit Hebesäcken, die dazu von oben durch eine Leitung mit Luft gefüllt werden.
Die Prüfung zum Einsatztaucher wird vom DLRG Landesverband abgenommen. Der praktische Teil der Ausbildung wird in der Gütersloher Ortsgruppe selbst gemacht. Katja Paraviciny ist die neue Tauchwartin der Gütersloher DLRG. Die 45-Jährige sagt, das Arbeiten beim Einsatztauchen sei vergleichbar mit dem Werkeln an einem Stabilbaukasten, nur unter Wasser.
Paraviciny taucht seit 20 Jahren, seit 2008 ist sie bei der DLRG Gütersloh. "Ich wollte immer schon tauchen", erzählt sie. Beim Studium in Lübeck wurde sie beim Hochseefischen schließlich derart infiziert, dass sie diesen Traum schnell umsetzte. "Das ist ein guter Sport", sagt sie, als sie ihren Fund am Strand des Brockhagener Baggersees sortiert - ein paar Schrotteile.
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