Steinhagen (joda). Friedhofsgärtner Benjamin Merten hat vollstes Verständnis für die Trauer und den Zorn Gerrit Gerriets. Dieser hatte die zwei Gräber seiner Verwandten auf dem Waldfriedhof verwüstet vorgefunden (das HK berichtete gestern). Nach der Aussage anderer Friedhofsgäste und eigenen Erfahrungen, geht Merten allerdings von einer anderen Ursache für die Zerstörung aus: Nachdem er zuerst an Rehe glaubte, die sich auf dem Gelände aufhalten, vermutet er nun, dass Hasen oder Kaninchen Gerriets Gräber und einige andere beschädigt haben.
"Es sind immer ähnliche Pflanzen, die beschädigt werden", erklärt Merten, "und zwar ausschließlich Bodendecker." Andere Blumen blieben völlig unangetastet. Menschliche Vandalen würden seiner Erfahrung nach ganz anders vorgehen. Sie würden Grabsteine oder große Vasen beschädigen, hielten sich aber nicht mit kleinen Pflanzen auf. Solcher Vandalismus sei allerdings auf dem Waldfriedhof während seiner Zeit - also seit 2009 - noch nicht vorgekommen.
Der typische Wildschaden sehe seiner Meinung nach allerdings auch anders aus. "Wir hatten es schon, dass Rehe Rosen von den Gestecken gefressen haben." Deswegen sei das sein erster Verdacht gewesen. Dazu komme, dass sich auf dem zwölf Hektar großen Gelände des Waldfriedhofes gegenwärtig höchstwahrscheinlich ein Rudel aufhalte, obwohl es vollständig eingezäunt sei. Das ließe sich nicht endgültig verhindern.
Tiere, die die Pflanzen abrupfen, würden auch die Kleinteiligkeit der Verwüstung erklären. "Außerdem haben Angehörige, die gerade ein Grab pflegten, berichtet, dass sie tatsächlich Pflanzen gesehen haben, die durcheinandergebracht wurden und Hasen, die flüchteten", sagt der Friedhofsgärtner. Dazu komme, dass auch an einigen anderen Grabstätten frisch gesäte Bodendecker durcheinander gebracht worden sind, allerdings nicht in einem solchen Maße, wie bei den Gräbern der Familie Gerriets.
Weniger unangenehm mache das die Sache nicht. "Ich kann mir den Ärger vorstellen. Blüten abfressen ist das eine, aber das ist etwas völlig anderes", sagt Merten. Trotz seines starken Verdachts hat er keine Lösung im Angebot. "Wenn jemand einen guten Rat hat, wie sich Wild effektiv vertreiben lässt, kann er sich gerne melden." Letzten Endes ließe sich aber das Risiko, dass Tiere die Bepflanzung beschädigen, auf einem Waldfriedhof nie ganz ausschließen.