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Wortwitz und zündende Ideen

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Borgholzhausen (KB).
"Ich wünsche mir hier eine kleine Initialzündung für das Thema", sagte Astrid Schütze vor Beginn des ersten Poetry-Slams in
Borgholzhausen.
Am Freitagabend sprang bei dem Gemeinschaftsprojekt des Kulturvereins und der PAB-Gesamtschule der Funke schnell im Wettkampf um die Gunst des Publikums über. Zehn Nachwuchs- und Profidichter sorgten mit ihren selbstverfassten Kurzbeiträgen für viele Lacher bei ausgelassen applaudierenden rund 100 Gästen im voll besetzten Rathausfoyer.

In Deutschland geht die Tradition des Dichterwettstreits bis ins Mittelalter zurück. Poetry-Slam heißt das moderne Veranstaltungsgenre, das seit Beginn der 80er Jahre eine steigende Beliebtheit erfährt und jetzt eine gelungene Premiere in Pium feierte.

Dass dieser Abend wie bei einer Initialzündung sinnbildlich eine Reihe weiterer Ereignisse, Entwicklungen und Ideen auslösen würde, war schon vor Beginn des literarischen Events zu spüren. Denn sowohl die fünf Schüler des 11. und 12. Jahrgangs der PAB-Gesamtschule, die gerade erst an einem Workshop teilgenommen haben, als auch das Publikum betraten Neuland.

So musste Marc-Oliver Schuster, Workshopleiter und Moderator des Abends, aus seiner Sicht "harte Entwicklungsarbeit" leisten, um die Spielregeln dieser neuen Form eines Dichterwettstreits zu erklären und die siebenköpfige Jury aus den Reihen der Gäste für ihre Bewertungsarbeit zu schulen. "Es erfordert eine gehörige Portion Mut, sich auf die Bühne zu stellen und den eigenen Text zu performen", weiß Schuster, der in der Szene unter dem Namen »Katze« bekannt ist und selbst über 80 Slams gewonnen hat.

Bei dem Wettstreit um die Gunst des Publikums seien nahezu alle Formen moderner Lyrik über Kabarett, Comedy bis zur Prosa vertreten. Die auswendig Vortragenden versuchen mittels Mimik, Gestik, Flüstern, Schreien oder rhythmischem Vortragen ihren Texten Leben einzuhauchen. Einen gekonnten Vorgeschmack zur Einstimmung lieferte der Profi-Slammer Florian Wintels aus Paderborn.

Mit »Scheiß drauf« heizte er dem Publikum in raffinierter Reimform ordentlich zum Thema Kot ein und entlockte der Jury hohe Punktzahlen auf den Bewertungstafeln. In lockerer Durchmischung des Teilnehmerfeldes aus Nachwuchs- und Profidichtern übernahm Erik Heilers im Anschluss das Mi-krofon. Er hieß die Anwesenden in einem spitzzüngigen »Hashtag-Kurs« willkommen zum "neuen Flugmodus des Menschen". Der Schüler hatte mit seinen vier Mitstreitern im Rahmen einer kurzen pädagogischen Einheit an der Gesamtschule an seinem Text und dem Vortrag gefeilt.

Bei der Poetry-Slam-Premiere, die eigentlich eine Generalprobe für die große Veranstaltung im kommenden Frühjahr sein sollte, gab es am Ende viele Gewinner. Die meisten Lacher und damit den Sieg konnte Gabriel Pauls verbuchen. Der Neunjährige (!) zog mit seinem witzigen Pokemon-Text, der professionellen Mimik und Gestik alle Register. Bei den Schülern setzte sich Linus Zimmerer durch, der sein Problem mit dem Verschlafen wortwitzig mit dem »Aufsteh-Defizit-Syndrom« erklärte.

"Im Frühjahr 2016 geht der Poetry-Slam hier in die nächste Runde", freut sich die Kulturvereinsvorsitzende Astrid Schütze. Bis dahin wird die Anzahl der Freunde des fantasievollen Spiels mit Worten sicherlich weiter gewachsen sein. Denn im kommenden Schuljahr soll die Unterrichtseinheit »Sprich dich aus« erneut an der Gesamtschule umgesetzt werden und viele neue Slammer hervorbringen.


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