Von Anke Schneider
Halle. Eisen ist ein Werkstoff, der sich nur mit viel Hitze und Muskelkraft bearbeiten lässt. Ganz anders als Ton, der mit leichter Hand geformt werden kann. "Aber Töpfern kann jeder", erklärte Petra Nölke, warum sie nicht am Drehteller sitzt, sondern lieber am Schmiedekurs bei Metallgestalter Christoph Kasper in der Alten Lederfabrik teilnimmt.
Sechs Frauen waren es, die am Wochenende an dem ersten Metallbearbeitungskurs des Haller Kunstschmiedes Christoph Kasper teilgenommen haben, den er unter dem Titel »Feuer und Flamme« im Rahmen der Frauenkulturwochen angeboten hat. Alle waren hoch motiviert, ein Handwerk auszuprobieren, das eigentlich eine Männerdomäne ist. Die meisten hatten sich vorgenommen, an dem Kurswochenende eine Kleinigkeit für den Garten herzustellen. Eine schöne Gartenstele oder ein Windspiel vielleicht. "Wir wollen mal sehen, was draus wird", so die Teilnehmerinnen.
Christoph Kasper klärte die Frauen zunächst über die physikalischen Eigenschaften auf, die Metalle haben. Und dass sich längst nicht jedes Metall schmieden lässt. Danach ging’s an die Werkzeuge. "Mir geht es darum, die grundlegenden handwerklichen Fähigkeiten zu vermitteln", so Kasper. Benutzt wurden also im Wesentlichen Handwerkzeuge wie Metallsäge, Hammer und Metallschere, weniger elektrische Geräte.
Um Eisen formen zu können, muss es heiß sein. Und das erreicht man ganz traditionell durch das gute alte Schmiedefeuer. Mittels elektrischem Gebläse wird das Feuer mit Luft-Sauerstoff auf die gewünschte Temperatur gebracht. Anhand einer Glühfarben-Tabelle konnten die Frauen ablesen, wie heiß das Eisen ist, das im Feuer liegt. Weißglühend erreicht ein Eisenstab leicht 1500 Grad. Glüht er rot, hat er noch 800 Grad. "Auch ein Stab, der augenscheinlich nicht mehr glüht, kann noch 500 Grad heiß sein", so Kasper. Er riet den Frauen, auf keinen Fall den Stab anzufassen, um die Temperatur zu testen. "Lieber die Hände knapp über das Eisen halten."
Um Eisenteile zusammenzufügen, benutzten die Frauen ein Schutzgasschweißgerät. Seinen Namen erhielt das Gerät durch das Gas, das beim Schweißen ausgestoßen wird. Dieses Gas schützt das flüssige Metall unter dem Lichtbogen vor Oxidation, welche die Schweißnaht schwächen würde. Mit sichtbarem Respekt beobachteten die Frauen zunächst die Vorführungen des Experten, der an einem langen Schweißdraht demonstrierte, wie der Strom durch den Draht ins Metall fließt. Damit er fließt, muss ein Massepol an dem Werkstück befestigt werden.
Bevor die Frauen selbst ans Schweißgerät durften, machte Christoph Kasper sie auf wichtige Schutzmaßnahmen aufmerksam, wie das Tragen von Handschuhen und einem Augenschutz. "Die Schweißnaht ist bis zu 3500 Grad heiß", sagte er. Und die Funken können auf den Händen durchaus Brandblasen verursachen. Der Lichtbogen, der beim Schweißen entsteht, sei extrem hell, so der Metallfachmann. Diese Helligkeit führt zu einer intensiven Blendung. Daneben sendet der Lichtbogen kurz- und langwellige Strahlen aus. Vor allem die kurzwelligen, unsichtbaren Ultraviolettstrahlen verursachen das »Verblitzen« der Augen, indem sie eine Entzündung des äußeren Auges hervorrufen.
Am Ende schauten die Frauen stolz auf ihre ersten, selbstgemachten Metall-Dekorationen. "Wenn man in den Laden geht und so etwas kauft, dann wundert man sich manchmal über den hohen Preis", sagte Marika Koch. Aber nun denke sie jedoch anders darüber. "Da steckt ganz schön viel Arbeit drin", fand sie.
Auch Christoph Kasper war zufrieden mit dem Schmiedeworkshop und findet, dass Frauen den Männern in nichts nachstehen. "Sie sind nicht ängstlicher als Männer, aber sehr viel experimentierfreudiger", hat er festgestellt.