von Alexander Heim
Borgholzhausen.
Dass die Idee der Jungschar nun 100 Jahre alt geworden ist - bei diesem besonderen Anlass und diesem mehr als runden Jubiläum wollte auch der CVJM in der Lebkuchenstadt gehörig feiern. Vier Stunden lang öffneten die Organisatoren um Ralf Konstanty und Sophie Urban am Mittwochnachmittag zur besten Jungscharzeit die Pforten des Jungendzentrums am Kampgarten. Und etliche Besucher ließen sich das fröhliche Treiben dort nicht entgehen.Ob viele schöne bunte Luftballons, ob eine reich gedeckte Tafel, fröhliche Gitarrenklänge oder bunte Spielideen - die Macher des CVJM vor Ort hatten so einiges im Köcher. Zwei bunte Regenbogentorten waren da eigens gebacken worden, auf denen zu lesen war, dass hier 100 Jahre CVJM gefeiert wurden. Und ob Spiele in den Räumen des JuZ oder draußen auf der Wiese - die Gäste unterschiedlichsten Alters - darunter auch etliche ehemalige, langjährige Jungschar-Besucher und -Betreuer - fanden ihren Gefallen an der Geburtstagsparty.
Wie es zu deren Datum überhaupt gekommen war? Darüber informierte Sören Zeine, Bundessekretär des CVJM-Westbundes mit Sitz in Wuppertal, beim Pressegespräch: "Im Januar 1915 trafen sich die damaligen CVJM-Sekretäre in Stuttgart und überlegten, was sie ihrem König zum Geburtstag schenken könnten." Wilhelm II., der vierte und zugleich letzte König von Württemberg, wurde am 25. Februar 1915 67 Jahre alt. Schnell war der Entschluss gefasst, ihm zu Ehren der neuen Kinderarbeit eine besondere Form zu geben. Und so wurden die »Knaben-Abteilungen« der CVJMs zum »Jungschar-Regiment« zusammengefasst.
Wie sehr sich der König, der in seiner ersten Ehe mit Marie zu Waldeck und Pyrmont verheiratet war, darüber gefreut hat, ist nicht überliefert. Lange währte die Freude jedenfalls nicht. Denn 1918 musste auch er abdanken. Im Oktober 1921 verstarb Wilhelm II.
Die Idee der CVJM-Jungschar aber lebte fort - und entwickelte sich. "1922 gab es den ersten gesamtdeutschen Jungschartag in Stendal", erzählt Sören Zeine. 8000 Kinder kamen dabei zusammen. "Die Jungschararbeit ist relativ schnell relativ groß geworden", weiß der 32-Jährige. "1933, mit den Ermächtigungsgesetzen, wurde dann jedwede Jugendarbeit in Deutschland verboten", so der Münsteraner. Erst nach dem Krieg wurde die CVJM-Jugendarbeit wieder aufgebaut, "ab 1979 unter Wilfried Sahrhage auch in Borgholzhausen", ergänzt Ralf Konstanty.
"Was die Gesellschaft durch die Veränderung der Schullandschaft fordert, behindert die ehrenamtliche Tätigkeit total", stellt Letzterer in den vergangenen Jahren verstärkt fest. Und so ist es nur ein kleiner harter Kern an Kindern, der regelmäßig jeden Mittwochnachmittag den Weg ins JuZ findet.
"Gemeinschaft erfahren, Abenteuer erleben und Glauben entdecken machen den CVJM aus", so Sören Zeine. Die Abenteuer - die gibt es vor allem bei den Jungschartagen in Häger. Vom 30. bis 31. Mai zum 36. Mal für Mädchen und vom 13. bis 14. Juni zum 56. Mal für Jungen. Wer mit dabei sein möchte, sollte einfach mittwochs mal im JuZ reinschauen.