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Ein Paradies mit Schattenseiten

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Borgholzhausen (DHS).
Extrem hohe Abhängigkeit vom Ausland, Armut, Arbeitslosigkeit, Aids und eine erschreckend hohe Gewalt gegen Frauen und Kinder; wer würde bei dieser Beschreibung an die Bahamas denken. Und doch ist der Alltag eines großen Teils der Einwohner und vieler Frauen von diesen Faktoren bestimmt. Die Sonnen- und Schattenseiten ihres Landes beleuchten Christinnen der Bahamas in ihrer Liturgie zum Gebetstag. Rund um die Erde, und auch in Borgholzhausen, wird der »Weltgebetstag der Frauen« am Freitag, 6. März, in ökumenischen Gottesdiensten gefeiert.

"Frauen und Männer sind dazu ab 17.30 Uhr in die evangelische Kirche eingeladen", betont Pfarrerin Silvia Schultz beim Pressetermin am Freitagmorgen. Im Anschluss an den Gottesdienst gibt es einen Imbiss im evangelischen Gemeindehaus. "Die Bahamas sind ein Paradies, aber nur für Urlauber und die wohlhabenden Einwohner", stimmen alle Frauen vom Vorbereitungsteam des Weltgebetstages in Borgholzhausen überein.

Das seit 1973 unabhängige Land besteht aus 700 Inseln, von denen nur etwa 30 bewohnt sind. Die rund 370 000 Einwohner leben überwiegend in den großen Städten Nassau und Freeport. Lockere Steuergesetze haben dazu geführt, dass sich auf den Bahamas bis zu 400 Finanzunternehmen teils zweifelhaften Charakters ansiedelten. Drogenhandel, Korruption und hohe Zuwanderung aus Haiti sind weitere Probleme, mit denen sich die Politik beschäftigen muss.

Die Bahamas haben eine der höchsten Vergewaltigungsraten der Welt. Häusliche Gewalt gegen Frauen und Kinder ist an der Tagesordnung. In kaum einem anderen Land der Welt haben Teenager so früh Sex, jede vierte Mutter ist jünger als 18 Jahre. "Es geht beim Weltgebetstag darum, sich über ein Land und seine Probleme zu informieren und dann auch informiert zu handeln", erläutert Silvia Schultz. Die Kollekte habe deshalb bei den Gottesdiensten einen hohen Stellenwert.

Geld wird benötigt, um dem »Bahamas Crisis Centre« bei seiner Kampagne »Let’s talk« zu helfen. Die Organisation klärt auf und kämpft gegen sexuelle Gewalt an Mädchen und jungen Frauen. "Frauen und Männer sollen so informiert werden, dass sie sich anschließend als gleichberechtigt begreifen", sagt Presbyterin Rita Lange. Die Bevölkerung der Bahamas ist jung. 26 Prozent der Menschen sind unter 15 Jahre alt.

Ein weiteres Problem liegt den Frauen vom Vorbereitungsteam des Weltgebetstages in Borgholzhausen besonders am Herzen. "Von 25 Frauen erkrankt eine an Brustkrebs", erläutert Lieselotte Henkel vom Gemeindeausschuss der katholischen Kirchengemeinde. Die hohe Erkrankungsrate liege an einer genetischen Disposition der weiblichen Bevölkerung. "Die Frauen werden operiert und bekommen dann so lange eine Chemotherapie, wie Geld vorhanden ist."

Ist kein Geld mehr da, gibt es auch keine Behandlung mehr, und das ist eine Katastrophe für die betroffenen Frauen. "Wir wollen so viel Geld wie möglich auch für den Kauf von Medikamenten sammeln", sagt Lieselotte Henkel. Dieser Akt der Nächstenliebe passt gut zum Motto »Begreift ihr meine Liebe?«, das die Frauen der Bahamas dem Weltgebetstag gegeben haben. Es geht zurück auf eine Bibelstelle im Johannesevangelium, wo Jesus seinen Jüngern die Füße wäscht.

"Das Liebesgebot Jesu, das damit ausgedrückt wird, ist ein Ausdruck von Hoffnung auf Gerechtigkeit in Kirche und Gesellschaft und ein Zeichen gegen die Gewalt auf den Bahamas", so Silvia Schultz. Im Gottesdienst in Borgholzhausen wird dieser Dienst des Meisters an seinen Jüngern in Form eines Schattenspiels dargestellt.


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