VON ANJA HANNEFORTH
Werther. Wird hier Hopfen angebaut? Wein womöglich? Oder handelt es sich hier um eine Ersatzanpflanzung als Ausgleich für den Bau der A 33? - Diese Fragen haben sich verschiedene Bürger gestellt, seit sie unterhalb der Bielefelder Straße das riesige Feld mit den vielen Pfählen entdeckt haben. "Die meisten haben allerdings richtig vermutet, dass wir hier eine Apfelplantage anlegen", erzählt Hartwig Linhorst.
Mit seiner Familie betreibt er bereits ein ähnlich großes Feld eineinhalb Kilometer weiter Richtung Bielefeld. Die Bäume hier sind inzwischen fast 20 Jahre alt, Zeit also, neue, kleine und kräftige Exemplare zu pflanzen, die in drei bis fünf Jahren die bestehende Plantage ganz oder in Teilen ersetzen können.
Eigentlich ist der Winter für Hartwig Linhorst und seine Familie - wenn man dies überhaupt bei einem Betrieb sagen kann, der noch Mastschweine hält und 100 Hektar Ackerland bewirtschaftet - die ruhigere Zeit. Nicht so in diesem Winter. Denn mit der Entscheidung, einen neuen Apfelgarten anzulegen, und der Wahl, dies gleich neben der Hofstelle zu tun, nahmen die Vorbereitungen ihren Anfang. Bereits im vergangenen Frühjahr wurden die kleinen Bäume bestellt, dazu die Pfähle, an denen sie angebunden werden sollten, und der Zaun, um das Gelände einzufrieden.
Zwischenzeitlich ist das Meiste geliefert und die Arbeiten konnten beginnen. Nicht einfach auf einer Fläche, die eine natürliche Hanglage hat und Lehmboden, der sich gerade im Winter nur schwer beackern lässt.
"Aber das Meiste ist geschafft", sagen Renate und Hartwig Linhorst zufrieden. Los ging es vor einem Monat damit, Löcher für die Holzpfähle zu bohren und diese hineinzurammen. Bei 4000 Stück keine Sache, die in einer halben Stunde erledigt ist. Löcher mussten auch für die kleinen Bäumchen gebohrt werden. Da diese wurzelnackt geliefert wurden, also ohne Erdballen, war schnelles Handeln gefragt, um die Wurzeln vor Frost und Austrocknen zu schützen.
"Die ganze Familie war im Einsatz, außerdem haben weitere Helfer mit angepackt", schildert Hartwig Linhorst den enormen Aufwand der Aktion. Etwa 900 Bäume fehlen jetzt noch, einige werden ohnehin erst im Herbst geliefert.
15 Sorten sollen im neuen Apfelgarten gedeihen, bekannte wie Gala, Elstar, Boskop oder Jonagold ebenso wie einige neue. Sie stehen eng beieinander, was kein Problem ist, da die Bäume nicht sehr groß werden. "Die Ernte erfolgt ausschließlich per Hand, Maschinen kommen bei uns nicht zum Einsatz", berichtet Hartwig Linhorst. Alle Reihen seien nach Süden hin ausgerichtet, um eine möglichst hohe Sonnenausbeute zu erreichen.
So schön der neue Apfelgarten ist, so schützenswert ist er - vor allerlei ungebetenen Gästen. Ein Zaun soll helfen, Rehe fernzuhalten, die allzu gern die jungen Triebe und Blütenknospen verzehren. Auch Kaninchen, Hasen und Wühlmäuse nagen mit Vorliebe an den kleinen Bäumen und ihren Wurzeln. Daher haben Linhorsts diese mit einem Drahtgeflecht versehen. "In unserer bestehenden Plantage haben sich die Schäden meist in Grenzen gehalten. Wollen wir hoffen, dass es so bleibt."
Einer, der helfen soll, vor allem die Zahl der Mäuse zu dezimieren, ist der Bussard. "Für ihn haben wir extra ein paar Ansitze gebaut", erzählt Hartwig Linhorst. Da die Fläche zwischen den Bäumen mit einer Klee-Gras-Mischung eingesäht wurde und diese stets gemäht wird, fände der Bussard beste Verhältnisse für seine Jagd vor.
In drei bis fünf Jahren, schätzt der Landwirt, würde der neue Apfelgarten erste Früchte tragen. Wobei: "Man kann schon sehen, dass einige Bäume bereits in diesem Frühjahr blühen werden."
Die Entscheidung, einen solche Investition in die Zukunft zu tätigen, hat für Renate und Hartwig Linhorst einen erfreulichen Hintergrund: Sohn Heiko hat vor, die Hofnachfolge anzutreten und auch den Obstbau fortzusetzen. So lohnt sich also die Arbeit, auf absehbare Zeit zwei Apfelgärten parallel zu betreiben - was einen doppelten Aufwand bedeutet. Ob sie die bestehende Plantage mittelfristig aufgeben, steht noch nicht fest. "Wir müssen sehen, wie sie sich entwickelt", so Hartwig Linhorst. Eigentlich sage man, dass Spalierobst rund 20 Jahre gute Ernten bringt. Danach nähmen Ertrag und Qualität langsam ab.
Umso wichtiger, den Apfelgarten zu hegen und zu pflegen. "In Kürze brauchen die Bäume dort einen Pflegeschnitt" - damit Rubinette, Goldparmäne und Co. auch im kommenden Herbst so gut schmecken wie gewohnt.