Von Uwe Pollmeier
Versmold.
"Zum letzten Mal habe ich meinen Vater 1988 gesehen, als ich 15 Jahre alt war", erinnert sich René Nunez Varea. Damals habe er die Familie noch einmal in Versmold besucht, um Formalitäten für die bevorstehende Scheidung zu klären. 26 Jahre später gab es nun ein Wiedersehen zwischen dem gebürtigen Versmolder und seinem mittlerweile 69-jährigen Vater. Geholfen hat dabei das Team der RTL-Sendung »Vermisst« (das HK berichtete), insbesondere aber auch Nunez Vareas Ehefrau, mit der der 42-Jährige seit 2013 in Herford lebt."Meine Frau hatte mir den Anstoß gegeben, mich bei RTL zu melden. Eigentlich wollte ich gar nicht so gerne ins Fernsehen", sagt Nunez Varea im Gespräch mit dem HK. Nur wenigen Wochen später erhielt er einen Anruf von dem Privatsender mit der Zusage, dass sein Familienschicksal in der Sendung Thema sein wird.
Am Sonntag konnten nun die TV-Zuschauer sehen, wie der gebürtige Versmolder seinen Vater endlich wieder in die Arme nehmen konnte. "Natürlich haben sich danach auch gleich einige Bekannte aus Versmold gemeldet, die mich sofort wiedererkannt haben", sagt Nunez Varea. Er selbst hat bis zu seinem 21. Lebensjahr in Versmold gewohnt, zog später nach Bad Laer, lebte sechs Jahre lang in Spanien und kam 2010/2011 noch einmal kurz in die Wurststadt zurück. Seine Mutter habe viele Jahre lang im damals noch kleinen Geschenkartikelladen »Papyrus« an der Münsterstraße gearbeitet.
"Zwischenzeitlich habe ich vier Jahre lang in Barcelona gewohnt." Wie sich später herausstellte, lebte zur selben Zeit auch sein Vater in der Hauptstadt Kataloniens. "Ich habe viele Jahre lang versucht, Kontakt zu ihm aufzunehmen", sagt Nunez Varea. Aber sämtliche Wege - sei es per Telefonbuch oder Internet - hätten nicht zum Erfolg geführt. "Inzwischen weiß ich, dass seine damalige Lebensgefährtin, die er während einer Umschulung in Dortmund kennengelernt hat, den Kontakt verhinderte", sagt er. Sie habe nach dem gemeinsamen Umzug nach Spanien sämtliche Adressbücher weggeworfen und die Rückrufbitten des Versmolders nie an dessen Vater weitergegeben.
"Mir haben dann auch immer mal wieder die Kraft und der Mut gefehlt, eine neue Suchaktion zu starten", gibt Nunez Varea offen zu. Er habe das Thema immer mal wieder beiseitegeschoben und sich auf sein aktuelles Leben konzentriert. Als er auf Einladung von RTL im Juni im Flieger Richtung Jerez de la Frontera saß, ahnte er noch nicht, dass er kurz darauf seinen Vater wiedersehen würde. "Ich dachte, ich müsste wegen irgendwelcher Formalitäten persönlich beim Amt vorsprechen", sagt Nunez Varea. Erst am Abend erfuhr er im Hotel, dass er am nächsten Tag seinen Vater treffen werde.
"Nach 25 Jahren war mein Vater anfangs fast wie ein Fremder für mich", sagt Nunez Varea. Es gelang den beiden aber, eine neue Vater-Sohn-Beziehung aufzubauen. "Mein Vater ist ein superlieber Mensch. Leider ist er lungenkrank und darf nicht fliegen", sagt der 42-Jährige. "Wir telefonieren aber regelmäßig, meistens über eine Stunde lang."