Von Birgit Nolte
Werther. "Willkommen im Trockenen!", begrüßte Opus-Arte-Chef Reiner Beinghaus am Sonntagabend die über 130 Gäste. Man könnte meinen, dass diese Feststellung überflüssig wäre. War sie aber nicht. Denn nach völlig verregneten Weihnachtskonzerten in den vergangenen Jahren im Innenhof des Hauses Werther gingen die Mitwirkenden dieses Mal auf Nummer sicher. Mit der Entscheidung, in die Aula der Gesamtschule auszuweichen, hatten sie alles richtig gemacht. Denn es wäre das dritte Open-Air-Weihnachtskonzert in Folge gewesen, bei dem die Gäste nicht nur hochkarätigem Gesang, sondern auch heftigem Regen und Wind hätten lauschen dürfen.
Ensemble-Leiter Reiner Beinghaus war auch nach einem Jahr noch voller Hochachtung angesichts der Wetterfestigkeit der Konzertgäste bei der vergangenen Ausgabe unter freiem Himmel. "Wie Sie das ausgehalten haben, das war irre", blickte der Countertenor zurück, als er gemeinsam mit Bürgermeisterin Marion Weike die Gäste, von denen viele sich ebenfalls lebhaft an das verregnete Open-Air-Konzert erinnern konnten, in der Gesamtschulaula willkommen hieß. Von Anfang an war Beinghaus vom neuen Auftrittsort begeistert und Opus Arte hatte mit einer aufwendigen Bühnendekoration eine feierliche Atmosphäre geschaffen.
Gesang und Stückeauswahl taten das Übrige, um die Konzertbesucher in eine feierliche Stimmung zu versetzen. Dies funktionierte auch wunderbar mit Pop, wie Bariton Ralf Sczensny gleich zum Auftakt des rundum gelungenen Abends unter Beweis stellte. Verzückt lauschte das Publikum Ed Sheerans romantischem »I see fire« aus dem zweiten Teil der Hobbit-Trilogie, deren Abschluss dieser Tage im Kino anläuft.
Das Gros des Programms setzte sich jedoch wie nicht anders zu erwarten aus Weihnachtsliedern zusammen. Besinnliches wie »The first noel« wechselte sich mit fröhlichen und quicklebendigen Stücken wie »Rockin’ around the Christmas tree« oder »Jingle bells« ab.
Beeindruckend war nicht allein, dass die Sängerinnen und Sänger bei jedem einzelnen Stück des gut zweistündigen Programms keine Noten- und Textblätter brauchten. Es lässt sich nur erahnen, wie viel Zeit die knapp 20 Ensemble-Mitglieder, die bei ihrem Auftritt zudem ohne Dirigenten auskommen mussten, allein in diese Mammutaufgabe haben investieren müssen. Es waren auch die kleinen, liebevollen Ideen, die den Abend zu einem Genuss machten: So wie »Rudolph, the red nosed reindeer«, als die Ensemble-Damen erst so taten, als müssten sie ihr Make-up auffrischen, nur um sich ganz damenhaft mit Lippenstift rote Punkte auf die Nasen zu malen.
Bei Konzerten der Opus-Arte-Opera zählt also nicht allein der Ohrenschmaus, den auch die Solisten Reiner Beinghaus (Countertenor), Angelika Meyer (Mezzo) und Annette Barrelmeyer (Sopran) boten. Die Ensemble-Mitglieder zelebrieren ihre Auftritte regelrecht. Da wird nicht einfach auf die Bühne gegangen, sondern majestätisch geschritten. Nicht zuletzt die aufwendigen Kostüme sind es, die das Publikum immer wieder aufs Neue faszinieren.
Opus Arte bietet mehr als ein Konzert. Die Auftritte sind regelrechte Events, die noch beeindruckender ausfallen, wenn sie vor besonderer Kulisse wie etwa dem Innenhof des Hauses Werther stattfinden. Ein Umstand, der auch Reiner Beinghaus bewusst ist, der auf die Frage einer Besucherin, wo das Konzert denn stattgefunden hätte, wenn es nicht geregnet, sondern geschneit hätte, ohne zu zögern antwortete: "Dann hätten wir es auf jeden Fall draußen gemacht."