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Hitzige Diskussion über Flüchtlingsunterkunft

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Von Frank Jasper

Steinhagen.
Bei der Bürgerinformationsveranstaltung gestern Abend im Rathaus haben die Anlieger deutlich gemacht, dass sie den Plänen zur Unterbringung von Flüchtlingen an der Bahnhofstraße mehrheitlich ablehnend gegenüberstehen. Vor allem die hohe Zahl von hundert Bewohnern, die in die fünf geplanten Doppelhäuser einziehen sollen, ruft Kritik hervor.

Teilnehmer berichteten dem Haller Kreisblatt, das zu der Veranstaltung ausdrücklich nicht eingeladen war, von einer "hitzigen Diskussion". In deren Verlauf hätten viele Bürger ihr Unbehagen gegenüber dem Vorhaben der Gemeinde geäußert. "Wir haben deutlich gemacht, dass die Pläne nicht dem Willen der Anwohner entsprechen", teilte etwa Alexander Alt mit, der in der Bergstraße wohnt und somit direkter Nachbar des zu bebauenden Grundstücks ist. Eine Flüchtlingsunterkunft auf dem Grundstück wäre "ein gravierender Eingriff in den Vermögenshaushalt" jener Familien, die sich an der Stelle eine Existenz aufgebaut haben. Soll heißen: Die Nachbarn rechnen mit einer Wertminderung ihrer Grundstücke.

Stephanie Caio, ebenfalls Anwohnerin des Grundstücks auf dem die fünf Doppelhäuser gebaut werden sollen, nennt weitere Sorgen, die gestern Abend zur Sprache kamen. "Bei bis zu hundert Bewohnern, zumeist alleinstehende Männer, wie wir heute Abend erfahren haben, ist Lärmbelästigung programmiert", befürchtet sie.

Mit Besorgnis nahmen gestern die Anwesenden die Schilderungen von jenen Bürgern zur Kenntnis, die bereits in den 90ern an der Bergstraße gewohnt haben, als dort schon einmal Asylbewerber untergebracht waren. Sie sollen von Lärmbelästigungen, Vandalismus und Polizeieinsätzen berichtet haben, die damals für Unruhe unter den Bürgern in dem Wohnviertel gesorgt hätten.

Stephanie Caio stellt nach der gut eineinhalbstündigen Diskussion, an der mehr als hundert Bürger teilnahmen, klar: "Wir haben nichts gegen die Flüchtlinge, uns geht es darum, dass die geballte Unterbringung an diesem Standort pro-blematisch ist." Die Anwohner des Grundstücks, um das es geht, plädieren darum für eine dezentrale Lösung, das heißt: Die Asylbewerber sollen möglichst gleichmäßig auf das Gemeindegebiet verteilt werden.

Bürgermeister Klaus Besser, der gestern zusammen mit Sozialamtsleiterin Birgit Pape den Bürgern Rede und Antwort stand, bestätigt im Gespräch mit dem Haller Kreisblatt den Einwurf von Stephanie Caio: "Die Leute sehen ein, dass die Flüchtlinge irgendwo untergebracht werden müssen, es gab keine fremdenfeindlichen Parolen." Die Unterbringung der Menschen in verschiedene Wohnungen verteilt in ganz Steinhagen sei jedoch äußerst schwierig.

"Das wäre natürlich die eleganteste Lösung und erleichtert die Integration, aber wir haben bereits an potenzielle Vermieter appelliert. Trotzdem stoßen wir inzwischen an die Kapazitätsgrenzen." Das Aufstellen von Containern sei ebenfalls pro-blematisch. "Da werden Vermögenswerte verbrannt. Wir müssten Grundstücke finden, dort Anschlüsse verlegen lassen und nach fünf Jahren können wir die Container wegschmeißen."

Auch zu einer Unterbringung in öffentlichen Räumen wie Sporthallen oder Begegnungsstätten wie in den 90er Jahren praktiziert, will man im Rathaus nicht zurückgreifen. "Das schränkt die Nutzung der Immobilien natürlich ein", so der Bürgermeister, was bei der Bevölkerung auch nicht gut ankäme.

Übel aufgestoßen war vielen Bürgern, dass sie relativ kurzfristig erst am Dienstag dieser Woche zu der Informationsveranstaltung am gestrigen Freitag eingeladen worden waren. Bürgermeister Klaus Besser dazu: "Uns war es wichtig, die Bürger noch vor Weihnachten zu informieren und sie über die Feiertage nicht mit Gerüchten alleine zu lassen."

Am Donnerstagabend hatte der Gemeinderat in nichtöffentlicher Sitzung einstimmig beschlossen, dass die Gemeindeverwaltung mit der Annette-Schlichte-Steinhäger-Stiftung, der das Grundstück an der Bahnhofstraße gehört, Gespräche aufnimmt. Die Stiftung könnte als Investor auftreten und die Gemeinde die Häuser anmieten oder sich ein Vorkaufsrecht sichern.

Einige Anwohner haben inzwischen einen Anwalt eingeschaltet. Er soll das Bauvorhaben rechtlich prüfen und wenn möglich verhindern.


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