Von Philipp Kreutzer
Halle.
Die Handballerinnen der HSG Union ’92 Halle haben eine turbulente Hinrunde hinter sich. Im sechsten Jahr ihrer Drittliga-Zugehörigkeit erlebten sie den zwischenzeitlichen Sturz ans Tabellenende, schwere Verletzungen und einen Trainerwechsel. Das sind nur drei von vielen möglichen Anknüpfungspunkten für eine Zwischenbilanz nach 13 von 26 Saisonspielen.Anspruch & Wirklichkeit
Vor der Saison gab Ernst-August Stüssel, Vorsitzender der HSG und zugleich Sportlicher Leiter der Drittliga-Mannschaft, einen Platz in der oberen Tabellenhälfte als Ziel aus. Trainer Uwe Landwehr wollte dem Team zudem "höheres Tempo und mehr Konstanz" verpassen. Nach der Hälfte der Saison sind Rang neun unter 14 Mannschaften, eine nicht wirklich veränderte Spielgeschwindigkeit und eine zunächst steil nach unten und dann nach oben zeigende Fieberkurve zu konstatieren. "Man muss zugeben, dass die Wirklichkeit bisher den Ansprüchen hinterherhinkt", räumt Stüssel ein.
Höhen & Tiefen
Am ersten Spieltag aufgrund einer Vielzahl von Verletzungen zur Partie in Bad Salzuflen nicht angetreten zu sein, bewertet Stüssel als "Katastrophe. Das war ganz klar der Tiefpunkt". Um diese Erfahrung reicher, würde der HSG-Vorsitzende heute lieber die Reserve antreten lassen als ein Spiel kampflos zu verlieren. Wichtige Höhepunkte waren die Saisonspiele acht und neun. Als Tabellenletzter siegte Halle in Badenstedt und siegte danach auch gegen Fritzlar. "Diese Leistungen waren super", schwärmt Stüssel: "Wie sich die Mannschaft da selbst aus der bedrohlichen Lage befreit hat, das war einfach klasse." Einen weiteren Höhepunkt bildete der rundum geglückte Einstand von Neu-Trainer Steffen Thiede beim Heimsieg über Minden-Nord am 30. November.
Stärken & Schwächen
Die HSG beeindruckt auch weiterhin mit Zusammenhalt und Geschlossenheit. Gerade die erfahrenen Spielerinnen wie Edda Sommer, Theresa Janzen und Katrin Thiede wissen genau, über welches Potenzial sie individuell und als Gruppe verfügen. "Und zwar auf jeden Fall über ein höheres, als es die Tabelle momentan ausdrückt", versichert Stüssel. Geschwächt war Halle durch die Vielzahl von Verletzungen zu Saisonbeginn. So fand das Team keinen Rhythmus. Hinzu kamen die Spannungen zwischen Spielerinnen und Landwehr und der Umstand, dass die Zugänge Josephine Löbig, Kristina Meyer und Marleen Fräßdorf verständlicherweise Eingewöhnungszeit benötigten.
Entdeckung & Enttäuschung
Was sie kann, wusste jeder, der sie spielen gesehen hat. Erstaunlich war nur, dass sie es noch immer konnte. Als Theresa Janzen aufgrund der Verletzungsmisere am zweiten Spieltag auf dem Feld stand, war das eine Überraschung. Schließlich hatte die langjährige HSG-Regisseurin wenige Monate zuvor nach dem zweiten Kreuzbandriss ihre Laufbahn für beendet erklärt. Vom Handball lassen konnte sie dann doch nicht. Aus der Stand-by-Spielerin ist inzwischen längst wieder die Leistungsträgerin geworden. Enttäuschend war für alle Beteiligten die Trennung von Landwehr. Kurios: Zum Zeitpunkt seiner Demission Ende November hatte die HSG gerade 5:1 Punkte in Folge geholt und das Tabellenende verlassen. Doch das Verhältnis zwischen Trainer und Mannschaft, das nie das beste gewesen war, musste trotz der Siege in Badenstedt und gegen Fritzlar längst als zerrüttet bezeichnet werden. Landwehr musste gehen, auf ihn folgte Steffen Thiede.
Kommen & Gehen
Der verstand es offenbar, blitzschnell zu überzeugen. "Steffen ist ein Vollbluthandballer, ein positiv Verrückter", charakterisiert Stüssel den neuen Trainer der HSG. Sowohl von dessen fachlichen als auch menschlichen Qualitäten ist er sehr angetan. Dank gebühre aber nicht nur Thiede selbst, betont Stüssel. Sondern auch der Spvg. Steinhagen, die es ihrem Verbandsliga-Spieler gestattet, parallel eine aufwändige Trainertätigkeit für einen anderen Klub auszuüben. Verlassen hat die HSG im bisherigen Saisonverlauf nur Uwe Landwehr. Verletzungsbedingt verzichten muss die Mannschaft auf Kristina Meyer (Kreuzbandriss) und Edita Medjedovic (Schulter).
Chancen & Ziele
Egal, wie die verbleibenden 13 Partien ausgehen werden: "Ich bin davon überzeugt, dass wir mit Steffen auch in die Saison 2015/16 gehen werden", sagt Stüssel. Die personellen Planungen für die kommende Spielzeit treiben der Sportliche Leiter und der Trainer bereits gemeinsam voran. Weil neben der kürzlich wieder eingesetzten Linda Hillmer im neuen Jahr nach schwerer Verletzung auch Jenna Teigelmeister ins Team zurückkehren wird, ergeben sich neue Möglichkeiten. Das Potenzial der Mannschaft wird zunehmen, so dass der Angriff auf die obere Saisonhälfte nun erfolgen kann. Vom aktuellen Tabellenplatz neun sind es nur zwei Zähler bis Rang sechs. Stüssel ist sicher: "Wir werden das schaffen."