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Buchholz’ letzte Bulli-Tour

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Von Tasja Klusmeyer
Versmold.
Der Beifahrersitz gehört meist ihm. Wenn Josef Buchholz in den Polizeibulli steigt, überlässt er den Platz am Lenkrad gerne seinem Kollegen. Warum diese Sitzordnung? "Das hat sich so ergeben", sagt Buchholz. In 16 gemeinsamen Jahren im Bezirksdienst der Versmolder Polizei sind sie auch in vielen anderen Punkten ein eingespieltes Team geworden. Ende des Monats steigt Josef Buchholz aus seinem Bulli - und damit aus dem Berufsleben. Für die Versmolder ändert sich das gewohnte Bild ihrer »Bullipolizei«. Bei den vielen Fahrten durch die Stadt winken Josef Buchholz und Reinhold Schöning oft aus dem Fenster - sind sie doch vielen Versmoldern bekannt. "Aber nur wenn wir mit dem Bulli unterwegs sind", betont das Bezirksdienst-Duo. Nutzen die beiden den Passat, können sie nahezu unbemerkt ihrer Arbeit nachgehen. Dass ihnen einige Versmolder die Spitznamen »Toto und Harry«, nach den bekannten TV-Polizisten, gegeben haben, stört die beiden nicht. "Da stehen wir drüber", sagt Schöning. Vielmehr stört Buchholz dagegen die Darstellung der Polizeiarbeit in vielen Fernsehkrimis. "Das geht oft völlig an der Realität vorbei", sagt der 62-Jährige. 50 Prozent des Polizistenalltags sei Schreibarbeit, "wir schreiben uns manchmal die Finger wund". Die Kommissare im Fernsehen hingegen säßen nur selten am Schreibtisch - dafür werde umso häufiger geschossen. Josef Buchholz selbst hat in mehr als 30 Jahren Polizeidienst nur zwei- bis dreimal seine Waffe gezogen. "Gebrauch machen musste ich davon allerdings nie", sagt er. Als Beamter im Bezirksdienst hat Buchholz ganz vielfältige Aufgaben. Der Polizeihauptkommissar hat schon mit vielen Kindergartenkindern Smileys an Autofahrer verteilt, vielen Hausbesitzern erklärt, wie sie ihre eigenen vier Wände vor Einbrechern schützen können. Er begleitete Kinder mit Laternen oder in Kostümen - bei den großen Umzügen des Schützenvolks durch die Stadt kümmerte er sich ebenfalls um die Sicherheit. Die Ermittlungen von Fahrern, die wegen Delikten im Straßenverkehr aufgefallen sind, und die Vollstreckung von Haftbefehlen gehören ebenso zu seinen Aufgaben. "Ich lerne viele Leute aus den unterschiedlichen Lebensbereichen und in verschiedenen Lebenssituationen kennen", nennt Josef Buchholz das, was er besonders an seiner Arbeit schätzt. Er sieht sich als Ansprechpartner für die Bürger und habe stets versucht, den Menschen mit Ruhe und Fingerspitzengefühl zu begegnen. Selbst bei weniger schönen Anlässen sei er "immer freundlich" empfangen worden. "Es ist schön, wenn wir Menschen helfen können", sagt Josef Buchholz und erinnert sich an den Anruf eines besorgten Spediteurs, der einen seiner verlässlichsten Fahrer nicht erreichen konnte. Buchholz, damals noch im Wachdienst, schickte eine Streife zum Parkplatz, auf dem die Polizei aufgrund ihrer Ermittlungen den Fahrer vermutete. Und wo sie ihn schließlich mit gesundheitlichen Problemen fand. Dem Mann konnte geholfen werden, "das sind Momente, die einen freuen", sagt Buchholz. Freuen tut sich der Bezirkspolizist nun auch auf die Zeit nach dem Berufsleben. Am 28. November gibt er seine Polizeiuniform ab. Mit 62 Jahren ist es für den Hauptkommissar an der Zeit für den neuen Lebensabschnitt. "Es wird sicher eine Umstellung, aber alles hat irgendwann seine Zeit", sagt er. Zeit wird sich der vierfache Vater und zweifache Opa vor allem für Familie, Haus und Garten nehmen. Und fürs Tüfteln, denn als gelerntem Elektroin-stallateur liegen ihm handwerkliche Tätigkeiten. Reinhold Schöning indes hat noch drei Jahre im Polizeibulli. Der Platz neben ihm bleibt nicht leer. Der Versmolder Heiner Diekmann, bislang bei der Kripo in Halle, steigt demnächst ein. Ob auf dem Beifahrersitz oder am Steuer? Die Versmolder werden’s sehen.

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