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"Schäferei ist harte Arbeit"

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Versmold-Hesselteich (ella).
Es wurde ihm praktisch in die Wiege gelegt: Seit mehr als 300 Jahren besitzt die Familie von Josef Uhlen eine Schäferei in Holzminden. Er ist damit groß geworden, ist schon als kleiner Junge mit Vater und Großvater die Schafe hüten gegangen. Am vergangenen Samstag feierte der Schäfer - natürlich stilecht im Café im Schafstall - ein Jubiläum: Seit 25 Jahren ist er mit seiner Herde im Altkreis Halle und Harsewinkel unterwegs. Zu den Gratulanten gehörten unter anderem der Vorsitzende des landwirtschaftlichen Kreisverbandes Gütersloh Arnold Weßling sowie Versmolds stellvertretender Bürgermeister Horst Hardiek. "Am 2. Dezember 1991 war ich zum ersten Mal mit meinen Schafen in Hesselteich", sagt Josef Uhlen. "Es war ganz diesig und nass draußen", erinnert er sich noch genau. Die Schafe seien auf der Straße umgedreht, als ob sie sagen wollten »hier bleiben wir nicht«. "Und dann der dunkle Sandboden, die Schafe sahen aus wie Wildschweine", sagt der 59-jährige Schäfer über seinen ersten Einsatz im Altkreis, der in Hesselteich seinen Anfang nahm. Inzwischen ist er seit 25 Jahren im ganzen Altkreis Halle und Harsewinkel unterwegs. Zur Feier des Jubiläums ist er aber ohne seine Schafe zum Café im Schafstall gekommen. Die weiden zur Zeit in Loxten. Der Holzmindener betreibt eine Hüteschafhaltung. Von Oktober bis Februar ist er dazu im gesamten Altkreis Halle und in Harsewinkel unterwegs. Im Sommer weiden die 400 Mutterschafe auf 60 Hektar Grünland in der Nähe der Schäferei in Holzminden. Begleitet wird der Schäfer beim Bewachen der Herde von den beiden altdeutschen Schäferhunden Max und Asta. Das Hüten von Schafen hat sowohl für die Landwirte als auch für den Schäfer Nutzen. "Das ist eine sinnvolle Grünlandnutzung, denn wenn das Gras abgefressen wird, sind die Weiden in einem guten Zustand für den Winter", so Uhlen. "Und für mich ist es natürlich wichtig, dass die Herde gut genährt ist." Des Weiteren entstehen aber auch Freundschaften durch das Hüten der Schafe, die schon seit Jahren halten. "Einmal ist mir ein Schaf in den Aabach gesprungen und kam nicht mehr raus", so der 59-Jährige. "Da musste ich es gemeinsam mit den Landwirten gurten und mit dem Frontlader raus heben." Es sei einfach ein vertrauensvolles Miteinander in der Gegend. Und auch die Bevölkerung sei immer erfreut, einen Schäfer zu sehen. "Viele zücken dann sofort ihre Smartphones und machen Fotos", sagt Uhlen. "Die Leute sind da sehr nostalgisch und wissen gar nicht, was das auch für Arbeit und Mühe ist." Denn der Job eines Schäfers ist eben auch mit harter Arbeit verbunden. "Als Schäfer muss man ein gutes Verhältnis zu seinen Tieren haben, bereit sein, auf vieles zu verzichten und eine gute Gesundheit haben", so Uhlen. "Es ist ein Sieben-Tage-Job und man muss bei Wind und Wetter raus." Aber am wichtigsten sei immer die Gesunderhaltung der Herde. "Denn die Erlöse aus der Wolle decken kaum noch die Schurkosten", sagt der Holzmindener. "Daher  erzielen wir den Hauptverdienst mit der Züchtung und dem Verkauf von Lammfleisch." Ein besonders gutes Jahr gebe es, wenn viele gesunde Lämmer aufgezogen werden konnten. Als Schäfer sei man auch immer ein bisschen Tierarzt. "Heute muss ich zum Beispiel die Klauen nachgucken, denn zwei meiner Schafe lahmen im Moment stark", so Uhlen. Der Schäfer denkt nach 25 Jahren noch nicht ans Aufhören. "Wenn man eine längere Wanderschaft macht, ist es auch gut, Rast zu machen", so Uhlen. "Aber nicht um aufzugeben, sondern um Kraft zu tanken und einen Blick zurück zu werfen."

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