Von Jonas Damme
Steinhagen.
Wer das Waldbad für ein Freibad hält, irrt: Es ist ein See. Deshalb gelten dort auch ganz bestimmte Prüfregeln. Biologe Heinrich Linnert kommt zwei Mal im Jahr, um sicherzustellen, dass in den Pulverbach nur beste Wasserqualität eingeleitet wird. Heute wird der Waldbad-See nach einer durchwachsenen Saison abgelassen."Laut Definition ist das Waldbad kein Naturfreibad, sondern ein europäisches Gewässer", erklärt Diplom-Biologe Linnert. Naturfreibäder, wie das in Versmold, haben Klärstufen, das mehr als 60 Jahre alte Waldbad nicht. Durch die Quellen oberhalb des Bades wird täglich etwa zehn Prozent des Wassers erneuert. Mehr als 300 Kubikmeter fließen gleichzeitig in den dort beginnenden Pulverbach. Die Gemeindewerke als Badbetreiber sind dafür verantwortlich, dass die Qualität immer in Ordnung ist. Das war allerdings bisher auch kein Problem. "Das Ergebnis ist seit sieben Jahren exzellent", sagt Schwimmmeister Ralf Aldenhoff. "Und vorher waren sie sehr gut." Am Ende der Saison wird das Waldbad, obwohl es ein See ist, abgelassen, um es zu reinigen und instand zu setzen. Dann bleibt nur noch ein Bach im Sand.
Biologe Linnert war gestern zu Gast, um vorher noch die Wasserqualität an den Quellen, im Bad und im Pulverbach zu prüfen. Dafür nimmt er Proben mit ins Labor, untersucht aber auch biologische Indikatoren. Mit anderen Worten: Er sucht seltene Kleinsttiere und Insekten, die nur in sehr sauberem Wasser vorkommen. "Chemische Tests verraten mir nur den Zustand in dieser Sekunde", sagt Linnert, "Tiere entwickeln sich über Monate." Der »Saprobiologische Index« listet solche Lebewesen auf. Je nachdem, wie viele Linnert findet, zeigt er, ob es den Tieren hier gefällt. Strudelwürmer - die übrigens keine Würmer sind, wie der Biologe erklärt - und Wasserskorpione - die auch keine Skorpione sind - sind ein sehr gutes Zeichen. Schon vor den Laborergebnissen hat Linnert deshalb keine Zweifel, dass das Badegewässer Waldbad in Ordnung ist.
Das ändert aber nichts daran, dass die Badesaison 2014 alles andere als »exzellent« war. "Mai und Juni waren nicht so toll", erklärt Aldenhoff. Einzig im Juni sei es oft voll gewesen. Aber auch der August und die ersten Septembertage fielen dem Wetter zum Opfer. Nur 17 500 Besucher seien insgesamt da gewesen, 2013 waren es 27 300.
Dabei sei es über lange Strecken nicht kalt, sondern nur unbeständig gewesen. "Aber der Ostwestfale kommt nur dann zu uns, wenn er auch blauen Himmel hat", bilanziert der Schwimmmeister und freut sich auf 2015.