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"Da hatte ich das Malheur"

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Von Anja Hanneforth

Werther.
Marion Weike trägt den Rummel um ihre Person gelassen. "Sportlich, sportlich", schallt es ihr entgegen, als sie für einen Fototermin im Stadtpark auftaucht, in Funktionsshirt und adretter Laufhose. Ein eher ungewöhnlicher Anblick der Bürgermeisterin, weiß sie selbst. Doch es gibt einen Grund für den sportlichen Auftritt: Marion Weike tritt morgen beim Böckstiegel-Lauf an, nimmt die Zehn-Kilometer-Walking-Strecke in Angriff - zum ersten Mal. Ganz wohl ist ihr dabei nicht, weiß sie doch genau, dass viele Menschen sie kennen und kaum ein Meter, den sie zurücklegt, unbeobachtet bleiben wird. Angst macht ihr das allerdings nicht, wobei: "Wenn ich den Böckstiegel-Lauf schwimmen könnte, wäre mir wohler", gibt sie offen zu, dass sie zu den Laufmuffeln der Nation gehört.

"Ich laufe wegen der Gesundheit, nicht, weil es mir Spaß macht", findet Marion Weike klare Worte. Schwimmen fände sie toll, tanzen auch, aber laufen wäre für sie nichts. Joggen schon gar nicht, "da komme ich nicht weit", lacht sie. Walken ginge da schon eher, im Urlaub würde sie viel mit ihrem Mann wandern, auch im Gebirge, über mehrere Stunden, "das mache ich wirklich gern. Aber da gibts ja auch Pausen."

Die wird sie sich beim Böckstiegel-Lauf verkneifen müssen. Es sei denn, sie will als Schlusslicht ins Ziel kommen. Was mitnichten der Fall ist. "Bloß das nicht! Ich habe mir wirklich kein Ziel gesetzt, weiß nicht einmal, wie schnell die schnellsten Walker in den Vorjahren unterwegs waren. Aber mit dem Besenwagen ankommen? Bitte nicht."

Ankommen ist das erklärte Ziel der Bürgermeisterin. Speziell trainiert hat sie nicht, dafür fehlte einfach die Zeit. "Aber ich bin den ganzen Sommer über viel im Freibad geschwommen, immer meine 1000 Meter", erzählt sie. Auch würde sie regelmäßig, meist am Wochenende, walken, wisse aber nicht einmal genau, wie lang ihre Runde wäre. "Ich hatte mir fest vorgenommen, die Originalstrecke für den Böckstiegel-Lauf mindestens einmal abzugehen", berichtet sie. Doch der gut gefüllte Terminkalender ließ dies nicht zu. Im Innersten ist sie jedoch überzeugt, dass sie die Strecke "ganz gut schaffen müsste - hoffentlich".

Dass Marion Weike überhaupt am Böckstiegel-Lauf teilnimmt, ist kein Produkt ihres freien Willens, sondern eines "Malheurs", wie sie es lachend nennt. Im vergangenen Jahr hätte sie auf dem Podium die tolle Atmosphäre der Veranstaltung gelobt - und leichtsinnig erwähnt, dass sie eigentlich einmal mitmachen könnte.

"Unglücklicherweise haben sich mehrere Personen an meine Worte erinnert, unter anderem Organisator Friedhelm Boschulte", erzählt sie. Irgendwann sei sie aus der Nummer nicht mehr herausgekommen und hätte sich schließlich im Juli angemeldet.

"Dies ist allerdings eine einmalige Sache", richtet sie sich an alle, die anderes denken mögen. Denn Marion Weike ist ein gebranntes Kind, hat beim Sportabzeichen schon einmal Ähnliches erlebt. Nach ihrer ersten Abnahme - und vermeintlich einzigen - hatte sie Sportabzeichenobmann Helmut Brinkhoff seinerzeit darauf hingewiesen, dass man das Sportabzeichen ja jedes Jahr ablegen sollte und dass sie als Bürgermeisterin mit gutem Beispiel vorangehen müsste. "Seitdem mache ich jedes Jahr mit. Beim Sportabzeichen, wohlgemerkt. Nicht beim Böckstiegel-Lauf."

Morgen bleibt ihr dennoch nichts anderes übrig, als auf die Strecke zu gehen. Zu viele wissen inzwischen davon, dass sie mitmachen wird, "kneifen wirds also nicht geben", sagt die Bürgermeisterin mit einem Augenzwinkern.

Pünktlich wird sie allemal sein, denn sie hat noch eine andere, wichtige Aufgabe: Bevor sie selbst um 14.10 Uhr bei Peter auf’m Berge auf die Strecke geht, gibt sie den Startschuss für die Läufer ab. "Wenn mir vor dem Walken auch etwas mulmig ist - den Startschuss erteile ich total gern."


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