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Reise durch das Reich der Gegensätze

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Von Christiane Gerner

Werther.
Zuerst begrüßte die sympathische Olympiasiegerin im Fechten erst einmal die etlichen Verwandten, die zur Lesung in die Räume der Heidemann Finanz AG gekommen waren. So viel Zeit durfte sein am Freitagabend. Im munteren Plauderton mit Gastgeber Udo Heidemann zitierte die China-Sonderbotschafterin für Sport und Politik aus ihrem frisch veröffentlichten Buch »Willkommen im Reich der Gegensätze«. Dabei öffnete die 32-Jährige den vielen Zuhörern die Augen für einen chinesischen Alltag, den Britta Heidemann seit 17 Jahren immer wieder vor Ort erlebt.

Offensichtlich gibt es etliche Vorurteile aus deutscher Sicht: "Manchmal denke ich, das Bild der Deutschen über Chinesen ist geprägt von Geschäftschinesen oder eher von reservierten japanischen Haltungen", vermutet die erfolgreiche Alleskönnerin. "In Peking merkt der westliche Besucher an jeder Ecke: Chinesen ticken einfach anders", erzählte Heidemann und strahlt dabei ihr gewinnendes Lächeln.

China hautnah kann heißen, dass sich ein Verkehrsunfall zur munteren Diskussionsrunde entwickelt, an der sich Passanten rege beteiligen. Fährt man in einem infernalischen Verkehr an den Wartenden an der Bushaltestelle vorbei, "können sie denken, dass die allesamt in Tiefschlaf gefallen sind", erzählt die Autorin belustigt. Es kann aber auch heißen, dass in vielen Parks sich Rentner mit Tanzen und Tai-Chi fit halten. Außerdem seien die Chinesen sehr neugierig und "nehmen einfach Körperkontakt auf, fassen meine Haare an, wenn sie einer blonden, blauäugigen Frau auf der Straße begegnen".

Diese Andersartigkeit genießt Heidemann immer wieder, und sie lädt im neuen Buch anekdotisch-unterhaltsam dazu ein, bei einem Spaziergang vom alten ins neue China dabei zu sein. Allein die Architektur in den wachsenden Metropolen sei von traditionellen Palästen und engen Gassen hin zu modernen Einkaufstempeln und glitzernden Hochhäusern eine Herausforderung für die Sinne.

Britta Heidemann spricht fließend Mandarin, ein Umstand, der ihr viele Türen öffnet. So ist sie als IOC- und EU-Sonderbotschafterin unterwegs zwischen Europa und Asien, aber auch als TV-Expertin bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien dabei gewesen. "Ich weiß auch, wie die Regierungsmaschine von innen aussieht", entlockte Udo Heidemann daraufhin der Autorin Staatsgeheimnisse. "Im vorderen Teil erinnert die Maschine an »Air Force One« und im hinteren Teil gibt es eine Business-Class für Mitreisende aus der Wirtschaft und danach eine »Holzklasse für die Journalisten«, war Heidemann sowohl mit Außenminister Guido Westerwelle als auch schon mit der Kanzlerin Angela Merkel in China.

Auf die Frage nach der Idee zum Buch erzählt sie davon, dass ihr Bruder Gerrit gerade in Peking lebt und für die Beratungsfirma von Rudolf Scharping tätig ist. Mit dem Freund Oliver Harms, ein deutscher Banker, der ebenfalls in Peking arbeitet, sei die Idee in einer Bar entstanden. An einem Abend mit "sehr vielen Mochitos", so die Fechterin.

Anhand einer Chinakarte versuchte Heidemann den Zuhörern die unglaubliche Größe des Reichs der Mitte näherzubringen, übte mit bunten Ess-Stäbchen, die als Geschenk für alle Besucher auf den Stühlen lagen, und warnte vor dem berüchtigten »Mao-Tai«-Reisschnaps-Wettkampftrinken.

Schließlich signierte Britta Heidemann etliche Exemplare ihres Chinabuches am Stand der Buchhandlung Lesezeichen, die den besonderen Abend mitorganisiert hatte.


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