Von Anke Schneider
Borgholzhausen/Dissen. Während die Politik in Dissen am Montag noch betonte, nichts gegen die Schließung des Dissener Krankenhauses unternehmen zu können, machte Wilfried Meyer als Vorsitzender des Fördervereins den Menschen in der Mauritius-Kirche am Dienstagabend Hoffnung. "Wir geben nicht auf", sagte er. "Wir kämpfen bis zum Schluss."
Der Vorsitzende des Albertine-Fördervereins Osnabrücker Land nahm die mehr als 130 Gäste in der Kirche zunächst mit in das Jahr 2004, als 108 Teilnehmer aus Politik und Kirche sich auf Einladung des Sozialministeriums, der Niedersächsischen Krankenhausgesellschaft und der Krankenkassen im Luther-Haus trafen. Das Krankenhaus in Georgsmarienhütte sollte geschlossen und Dissen für viel Geld saniert werden, lautete die gefundene Lösung.
"Ursula von der Leyen stellte damals 9,9 Millionen Euro für den ersten Bauabschnitt in Aussicht", sagte Meyer. Er bombardierte die Zuschauer mit Zahlen, Daten und Fakten, mit Aussagen von Politikern und Sanierern, die am Ende darin mündeten, dass der Krankenhaus-Planungsausschuss des niedersächsischen Sozialministeriums entschied, für das Krankenhaus in Dissen keine finanziellen Zuschüsse zur Verfügung zu stellen, da es für das Krankenhaus keinen Bedarf mehr gebe. Daraufhin wurde Ende Juli 2014 die Planinsolvenz eingeleitet.
Meyer betonte, dass inzwischen 39 600 Unterschriften für den Erhalt des Krankenhauses eingegangen seien. "Bei einem Einzugsgebiet von 80 000 Menschen hat demnach fast jeder Haushalt unterschrieben", sagte er. Die Politik habe offenbar nicht verstanden, dass Demokratie von unten nach oben passiere und nicht andersherum.
Dann rechnete er den Anwesenden vor, dass es im Landkreis 1555 allgemeine Krankenhausbetten gebe. 495 davon im Nordkreis, 356 im Ostkreis, 287 im Westkreis und nur 175 im Südkreis, zu dem auch Dissen gehört. Auf die Fachkliniken in Bad Rothenfelde entfielen weitere 241 Betten. Im Durchschnitt kämen bundesweit auf 10 000 Einwohner 61 Krankenhausbetten, im Osnabrücker Land seien es nur 54. Wie da von einer Überversorgung gesprochen werden könne, sei nicht nachvollziehbar.
In seinen Ausführungen kam Meyer auch auf den neuen Geschäftsführer Georg Sartorius zu sprechen, der bei der Info-Veranstaltung anwesend war. Ihm warf der Fördervereinsvorsitzende einen großen Anteil am Untergang des Dissener Krankenhauses vor und fragte ihn, ob es seine Entscheidung gewesen sei, dass nun 23 Betten der Inneren Station nach Georgsmarienhütte verlagert werden sollen. Sartorius erwiderte, er sei allein aus dem Grund in die Mauritius-Kirche gekommen, weil ihn die Stimmung der Menschen in Dissen interessiere. "Zu Ihrer Frage kann ich nichts sagen", sagte er. Meyer stellte daraufhin fest: "Herr Sartorius drückt sich vor einer ehrlichen Antwort."
Nach den Ausführungen von Wilfried Meyer ergriff Pastor Rainer von Oppen das Wort und machte auf die ausweglose Situation der 480 Mitarbeiter des Klinik-Standortes aufmerksam. Jürgen Striewski, Fachbereichsleiter im Klinikum, malte eine düstere Zukunft für die 80 000 Menschen in der Region aus, die bald ohne Krankenhaus auskommen müssen. Weitere Gäste beschwerten sich über den Verlauf der Ratssitzung am Montag, in der eine Stellungnahme der Stadt Dissen verlesen wurde, die aber nicht an die Verantwortlichen weitergeleitet werden soll. Scheinbar sei es der Stadt lediglich wichtig gewesen zu betonen, dass sie nichts unternehmen könne, hieß es.
Wilfried Meyer forderte auf, nicht allzu schwarz zu sehen. Er habe noch lange nicht aufgegeben. Schon am 10. September tage die zweite Regionalkonferenz zur Krankenhausversorgung im Raum Osnabrück und da könne sich das Blatt noch einmal wenden. Schließlich habe der Sozialausschuss lediglich eine Empfehlung gegen das Krankenhaus Dissen ausgesprochen. Und dann seien da noch der Landtag und das Landeskabinett, die entscheiden müssten.
Hoffnung gebe weiterhin die Tatsache, dass der Insolvenzverwalter einen Berater hinzugezogen habe, der nach Interessenten für das Krankenhaus suchen soll. "Wir sind mit zwei Krankenhausbetreibern ernsthaft im Gespräch", so Meyer weiter. "Wir geben nicht auf. Wer aufgibt, hat verloren."
Am Ende der Veranstaltung ergriffen Besucher das Wort, darunter Gabriele Schminke, die zu Taten aufforderte. Bei einer Demo auf der A 33 oder einem Autokorso nach Hannover sei sie sofort dabei. Bejubelt wurde auch das Versprechen von Orkan Sert, einem 21-jährigen Patienten des Dissener Krankenhauses, der sich extra für den Informationsabend hatte beurlauben lassen. Er berichtete von der Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit in den Gesichtern des Pflegepersonals, die er gerade erlebt. "Wenn es zur Schließung kommt, werde ich da sein", sagte er. "Ich werde persönlich verhindern, dass die Tür abgeschlossen wird."