Von Silke Derkum
Steinhagen-Amshausen. Für eine Familie, deren Name untrennbar mit der Schnapsbrennerei verbunden ist, ist es eigentlich naheliegend, dass sie statt eines klassischen Jubiläums lieber eine Schnapszahl feiert - vor allem, wenn es so eine besondere ist. 222 Jahre hat der Kotten, der einst zum Hof der Jückemöllers gehörte, auf dem Buckel. Um das geschichtsträchtige Haus gebührend zu feiern, luden Fritz und Ingrid Jückemöller ihre Freunde jetzt zu einem großen Fest rund um das Fachwerkhaus ein.
Der Name des Jückemühlenbachs, der hinter dem Haus vorbeifließt, verrät es: Einst klapperte ein Mühlrad an dem Bach. Und das gehörte zu dem Kotten, der heute beinahe ein wenig versteckt zwischen Bäumen an der Straße Jückemöllers Hof liegt. Von einer Mühle ist an dieser Stelle schon lange nichts mehr zu sehen. "Aber wir haben noch zwei Mühlsteine, die wir demnächst hier irgendwo aufstellen wollen", sagt Fritz Jückemöller.
Er ist extra zum Kottengeburtstag aus Varel bei Wilhelmshaven nach Steinhagen gekommen. Vor 16 Jahren ist Fritz Jückemöller mit seiner Familie in den Norden gezogen. Trotzdem hängt er an der alten Heimat und vor allem an dem Kotten. "Das ist hier wie Familie für mich", sagt er und das liegt mit Sicherheit auch an den Bewohnern des Hauses, der Familie Kramer.
Vor 41 Jahren hatten sich Brigitte und Wolfgang Kramer in den Kotten verliebt und waren mit ihren Kindern aufs Land gezogen. Seitdem haben sie viel Arbeit in das Haus gesteckt und es - auch mit Hilfe von Sohn Sebastian, einem Architekten - zu einem gemütlichen Landhaus ausgebaut. Fritz Jückemöller weiß die Hingabe zu schätzen und hatte dem Ehepaar Kramer schon 1987 ein Wohnrecht auf Lebenszeit zugesichert.
Die erste Bewohnerin des Hauses war Anna Margarete Jükkemöller. Geplant hatte sie das Haus Ende der 1780er-Jahre noch gemeinsam mit Ehemann Hermann. Doch der verstarb nach 13 Jahren Ehe im Januar 1790. Trotzdem schaffte es die Witwe, die gemeinsamen Pläne umzusetzen, so dass das Haus 1792 errichtet wurde.
»Witwe Anna Margarete verheiratete Jükkemöller hat dieses bauen und aufrichten lassen im Jahre anno 1792, den 28. Junius. Diesen Bau, den ich wohl sah, als ich Witwe Waise war, hab ich jetzt auf Gott vollbracht und auf diesen neu gedacht. Meister Johann Heinrich Diepenbrinker« steht im Balken über dem Torbogen, der heute den Eingang zur Wohndeele schmückt. Und der damit nicht nur den Erbauer Diepenbrinker nennt, sondern auch ein wenig Persönliches über die Witwe berichtet, die demnach auch alleinerziehende Mutter war.
Von ihrem Sohn Johann Hermann ist überliefert, dass er mit den Preußen gegen Napoleon nach Russland in den Krieg zog und 1813 auf den Jückemöller’schen Hof zurückkehrte.
Zu dieser Zeit war die Hofstelle schon etwa 500 Jahre alt. Denn erstmals erwähnt ist sie in einer Urkunde aus dem Jahr 1325. Die besagt, dass Graf Otto von Ravensberg dem Domkapitel in Osnabrück den Zehnten von 21 Höfen im heutigen Bereich Eggeberg/Ascheloh/ Amshausen verpfändete. Als einer von sieben Amshausener Hofbesitzern wird Ludolf tor Juckemolen genannt.
Die nächste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahre 1353. Und wieder wird der Besitz der Jückemöllers verpfändet. Dieses Mal ist es der Graf Gerhard von Jülich, der seinem Knappen Werner von Borghausen und dessen Frau Conegunde das Haus des Gotscalcus tor Juckemolen als Pfand überlässt. Im Urbar der Grafschaft Ravensberg von 1550 ist der Hof Juckemoller ebenso erwähnt wie 1721 im Register der Vogtei
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