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Ein Haller Kreisblatt im Feuerwehrhelm

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Von Christiane Gerner

Werther-Theenhausen. Verschmitzt ist sein Lächeln, als der hagere Mann die Tür in der Brennenheide schwungvoll öffnet. Reinhard Oberwahrenbrock wirkt so gar nicht wie einer, der heute seinen 95. Geburtstag feiert. "Die Landwirtschaft und der Garten waren ein Leben lang meine großen Leidenschaften!", verrät der freundliche Senior eines seiner stärksten Argumente für seine gute körperliche Verfassung. Ein großes Glück bedeutet für den Jubilar auch, dass er seit nunmehr 62 Jahren seine "gute Herta" an der Seite hat. "Sie kocht immer noch, jeden Tag", ist seine Frau für Reinhard immer noch "das schönste Mädchen von Werther".

Geboren ist Reinhard Oberwahrenbrock in

Bielefeld.
Seine Kindheit verbrachte er auf dem Hof der Familie in Rotenhagen. Zwei seiner Jugendjahre erlebte er bei seinem großen Stiefbruder Paul in Berlin. Der Turnlehrer an der Hindenburg-Realschule ermöglichte dem jungen Reinhard zwei außergewöhnlich interessante Jahre in der Hauptstadt. Reinhard entdeckte den Zoo und durfte sogar bei einem Rundflug über Berlin dabei sein.

Als junger Mann wurde er zum Kriegsdienst eingezogen, baute als Pionier Wege und verlegte Minen. Bei einem dieser gefährlichen Einsätze vor Rschew an der Wolga überlebte Reinhard einen Angriff als einziger von 18 Kameraden. Schwer verletzt lag er ein halbes Jahr im Lazarett in Smolensk. Nach dieser schweren Zeit schickte man den Rotenhagener gleich wieder an die Front. In amerikanische Gefangenschaft geraten - "da habe ich ein Vierteljahr gehungert" - durfte Reinhard Oberwahrenbrock wieder nach Hause, um bei der Ernte zu helfen.

Nach dem Krieg wurde Reinhard Vorsitzender im Imker-Verein von

Werther.
Bei einer Sitzung in der Gaststätte Schäperkötter gefiel ihm sofort die fesche Kellnerin Herta Seidel. Ihre Familie war aus Schlesien geflüchtet. Die beiden verliebten sich ineinander und so wurde 1952 geheiratet. Vier Kinder - Ulrich, Gudrun, Heike und Jürgen - wurden geboren.

Im Jahr 1970 konnte die groß gewordene Familie endlich ins neue Haus an der Brennenheide 81 einziehen. "Wir sind hier sehr gut aufgehoben in der Nachbarschaft", verrät der Jubilar, dass er immer noch die "Urlaubsvertretung" in den Nachbargärten übernimmt.

In all den Jahren hat Reinhard Oberwahrenbrock viel Tagebuch geschrieben. Dicke Fotoalben zeugen von einem turbulenten Familienleben.

Heute, an seinem 95. Geburtstag, werden viele Gäste erwartet. Neben den vier Kindern, zehn Enkeln und zwei Urenkeln wollen Nachbarn und Freunde gratulieren. Natürlich werden sie auch den wunderschönen Garten bewundern mit Hortensienbeeten und Palmlilien. Allerdings darf es bei Reinhard Oberwahrenbrock gern auch etwas ungewöhnlich zugehen: Er pflanzt ins Blumenbeet nämlich schon mal ein paar Salatköpfe, zeigt er die Früchte seiner Arbeit.

Und zeigt noch etwas anderes: Weil beim Bruder seinerzeit der Feuerwehrhelm etwas zu groß geraten war, faltete er ein Haller Kreisblatt aus dem Jahr 1955 hinein. Als der Helm ausrangiert wurde, fand Reinhard die Zeitung und hat sie natürlich in seinen Lebenserinnerungsbüchern fein säuberlich aufbewahrt. Enkeltochter Miriam staunte nicht schlecht über diese Entdeckung.

Das Haller Kreisblatt wünscht dem Jubilar das Allerbeste, viel Gesundheit und weitere glückliche Jahre im Kreise seiner Familie.


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