Von Andreas Großpietsch
Borgholzhausen. Eine Menge »Ferienarbeit« vergab der Ausschuss für Planungs- und Bauangelegenheiten der Stadt Borgholzhausen am Mittwochabend an das Planungsbüro Tischmann und Schroten. Mit einem einstimmigen Votum entschied sich die Politik für die Fortführung der Planung des Baugebiets Enkefeld. Vor dieser Entscheidung hatte es allerdings eine ausführliche Diskussion gegeben, wobei vor allem die Borgholzhauser Unabhängigen (BU)
eine kritische Grundhaltung zeigten.Mit ihren Bedenken stießen sie aber weder bei den übrigen Parteien im Ausschuss noch bei der Verwaltung auf viel Zustimmung - im Gegenteil. Die BU-Vertreter bezweifeln, dass sich die Grundstücke für bis zu 90 Häuser so einfach vermarkten lassen wie erhofft. Sie plädierten deshalb dafür, das Baugebiet nur abschnittsweise zu planen und auch das geplante Umlegungsverfahren nur in dieser Art durchzuführen.
Das sei allerdings rechtlich eher schwierig und grundsätzlich auch nicht gewollt, verwies Bürgermeister Klemens Keller auf die Beschlusslage. Denn die Entscheidungen des alten Stadtrats gelten natürlich weiterhin und diese Beschlüsse sehen eine komplette Planung und Umlegung für den gesamten betroffenen Bereich vor. Die Vertreter von CDU, SPD, Grünen und FDP betonten außerdem ebenfalls, dass sie hinter diese Ausgangslage keinesfalls zurückwollen.
Was im Übrigen auch rein formal recht schwierig wäre, denn der Bebauungsplan Enkefeld hat nach der grundsätzlichen Beschlussfassung jetzt die erste Stufe des vorgeschriebenen Planungsablaufs durchlaufen. Dazu gehörten die Anhörung der Betroffenen und die sogenannte Frühzeitige Beteiligung der Behörden.
Zahllose Stellen, von Nachbarstädten über den Kreis Gütersloh bis hin zur Archäologie und dem Kampfmittelräumdienst wurden über die
Borgholzhausener Planung in diesem Bereich informiert und um Stellungnahme gebeten. In den allermeisten Punkten gab es zustimmende Reaktionen oder ergänzende Anmerkungen der zahlreichen Behörden, Firmen und Institutionen.
Eine Ausnahme bildet die Bezirksregierung. Die hat sich die Planung ganz genau angeschaut und festgestellt, dass drei der 90 Baugrundstücke nicht im Flächennutzungsplan liegen. Und gegen diesen Umstand vehement ihr Votum eingelegt. Mit der Folge, dass Planer Dirk Tischmann die Ausweisung in diesem Bereich zurücknehmen musste.
Tischmann riet noch aus einem anderen Grund von der abschnittsweisen Planung ab: Seiner Erfahrung nach zeigten sich Grundstückseigentümer im bevorzugten Randbereich wenig begeistert, wenn Jahre später eine Planung in Gang gesetzt würde, die ihnen den Blick in die freie Landschaft verbaut. Daran ändere auch die Tatsache nichts, dass ihnen schon beim Kauf des Grundstücks bekannt gewesen sei, dass es die Absicht zur weiteren Bebauung gebe.
Zu klein werden darf der erste Bauabschnitt ohnehin nicht - jedenfalls, wenn man an einem Ziel festhalten möchte, das bislang ebenfalls stets einstimmig beschlossen worden ist: der Klimaschutzsiedlung. Ohne sie komplett abzulehnen, brachten Vertreter von SPD und CDU jedoch ihre Bedenken gegen die Verwirklichung zur Sprache. Sie fürchten, dass sich nicht genug Interessenten für diese Bauweise finden könnten.
Möglicherweise sei das Interesse potenzieller Bauherren an konventionellen Bauformen größer, argumentierten Werner Herde (CDU) und Dirk Speckmann (SPD). Um aber eine Klimaschutzsiedlung auszuweisen, die diesen Namen verdient, müssen es schon 25 Grundstücke sein, die in einen solchen Bereich fallen. Direkte Konsequenzen aus dieser Befürchtung in Form von Anträgen gaben die beiden Politiker nicht zu Protokoll, machten aber deutlich, dass in diesem Punkt noch Diskussionsbedarf gesehen wird.
Immerhin ist das Ergebnis des jetzt vollzogenen Planungsabschnitts, dass der Prozess bei der Frage der grundsätzlichen verkehrlichen Erschließung einen entscheidenden Schritt weitergekommen ist. Grundlage der Ferienarbeit des Büros Tischmann soll die Planungsvariante III sein, wurde einstimmig beschlossen. Hinter dieser Bezeichnung verbirgt sich die Anlage eines Kreisverkehrs in der Bahnhofstraße ungefähr in der Mitte des neuen Baugebiets.
Die BU-Vertreter sahen sich in ihrem Eintreten für normale Abbiegespuren anstatt eines Kreisels durch die Polizei, aber auch das Straßenverkehrsamt bestätigt. Beide Behörden sahen zwar die geschwindigkeitsreduzierende Wirkung eines Kreisverkehrs an dieser Stelle, verwiesen aber auf das grundsätzlich zu geringe Verkehrsaufkommen aus den beiden Teilen des neuen Baugebiets, das eine solch intensive Baumaßnahme nicht rechtfertige. Die übrigen Politiker argumentierten aber, dass gerade der Verkehr aus dem Gewerbebereich durch die Verwirklichung einer Entlastungsstraße rasch stark ansteigen könnte.