Von Rolf Uhlemeier
Halle.
"Man geht in die Sommerferien und der Urlaub steht bevor - da fällt der Abschied vielleicht nicht ganz so schwer." Mit aufmunternden Worten begann Halles Bürgermeisterin Anne Rodenbrock-Wesselmann die Verabschiedung von Schulleiterin Renate Broihan und Konrektor Liborius Rzeha. Sie waren gut gemeint, doch der Abschied fiel den beiden Pädagogen und den vielen Gästen der kleinen Feierstunde in der Mensa des Schulzentrums Masch sichtlich schwer. Immerhin wurde nicht nur die komplette Leitung in den verdienten Ruhestand verabschiedet, sondern zwei engagierte Pädagogen, die die Geschicke der Peter-Korschak-Schule in den vergangenen Jahren maßgeblich gelenkt hatten."Wir wissen, dass Sie das Schiff sehr gut gesteuert haben", sagte Anne Rodenbrock-Wesselmann und bedankte sich auch im Namen der Haller Bevölkerung, des Stadtrates und der Verwaltung bei Renate Broihan und Liborius Rzeha. Auch im Hinblick auf die mit dem neuen Schuljahr an der »Masch« startende Gesamtschule sprach Halles Bürgermeisterin der scheidenden Schulleiterin und deren Stellvertreter ein großes Lob aus: "Ich bin Ihnen zu großem Dank verpflichtet. Entscheidend war ihre Einschätzung - Sie haben das Projekt mehrheitsfähig gemacht." Als Dank und Anerkennung für ihre Arbeit überreichte die Bürgermeisterin beiden Pädagogen zum Abschied jeweils ein »Haller Herz«: "Das bekommen nur besondere Menschen, die für Halle viel geleistet haben."
Das war nur der Auftakt der großen Wertschätzung, die Renate Broihan und Liborius Rzeha an diesem besonderen Tag entgegengebracht wurde. Für Heiterkeit sorgten die Filmsequenzen der Schülervertretung. Das SV-Team hatte Passanten Porträtfotos der beiden Lehrer gezeigt und nach deren möglichen Berufen und Hobbys gefragt. Dabei war Liborius Rzeha auch als Bürgermeister und Versicherungsvertreter durchgegangen; Renate Broihan als Ärztin oder Politikerin und besonders bemerkenswert als Pädagogin mit den Hobbys Lesen und Reisen.
Zur Verabschiedung von Liborius Rzeha waren nicht nur ehemalige Lehrer und Weggefährten gekommen, sondern auch sechs Schüler der ersten Abschlussklasse, die der engagierte Pädagoge betreut hatte. 1976 begann der »Herr des Technikraums« seine Arbeit an der Haller Hauptschule, damals noch an der Bismarckstraße. Er übernahm 2002 die Aufgaben des Konrektors und engagierte sich zwischenzeitlich in gleicher Funktion auch an der Steinhagener Hauptschule. "Ich habe dafür gesorgt, dass sich beide Schulen auflösen", sagte Bori Rzeha scherzhaft über eine Schulform, die wie in Halle und Steinhagen auch in vielen weiteren Städten und Gemeinden bald der Vergangenheit angehören wird.
Im Gegensatz zu Renate Broihan, die die Schulleitung im Dezember 2007 übernommen hatte, wurde Liborius Rzeha von Schulamtsdirektorin Dagmar Kirchhoff nicht mit einer Urkunde in den Ruhestand verabschiedet und das hatte durchaus auch symbolischen Charakter. Rzeha, der von Freunden und Bekannten kurz »Bori« genannt wird: "Ich kümmere mich auch weiterhin um den Schüleraustausch mit Polen und um den Weihnachtsmarkt."
Auch das Grillen auf dem Rzeha’schen Anwesen in Hesseln ist nach Aussage des ebenso engagierten Volleyballtrainers wie Katholiken mit seinem Ausscheiden aus dem Schuldienst nicht vom Tisch. "In diesem Jahr sind uns die vielen Bienen dazwischengekommen, aber das Grillen ist nicht abgeschafft", sagte der Hobbyimker.
Aufatmen also im Kollegium, das sich neben bewegenden Redebeiträgen und vielen Geschenken auch etwas ganz Besonderes hatte einfallen lassen. »Major Tom« von Peter Schilling und »Goldener Reiter« von Joachim Witt hatten sie mit neuen Texten für die Schulleiterin und den Konrektor versehen und gemeinschaftlich zum Vortrag gebracht. Treffender als mit dem »Neue-Deutsche-Welle-Hit« hätte man es kaum ausdrücken können: »Dann hebt sie ab und völlig losgelöst von der Schule schwebt sie weiter, völlig losgelöst ...«