Von Nicole Donath
Halle. Wer wird Halles erste(r) stellvertretende(r) Bürgermeister(in)
? Dieter Baars (CDU) oder Karin Otte (SPD)? Das war die einzig wirklich offene Frage bis zur konstituierenden Sitzung desHaller Rates am Mittwochabend. Am Ende entschied Dieter Baars das Rennen mit 20 Stimmen für sich (das HK berichtete gestern). Karin Otte bleibt angesichts von 17 Stimmen Zweite Stellvertreterin, zwei Ratsmitglieder hatten sich enthalten.
Mit Blick auf die 13 Sitze der Christdemokraten ist damit klar: Mindestens sieben Politiker außerhalb der eigenen Fraktion haben sich für den CDU-Kandidaten entschieden. Oder andersherum ausgedrückt: Angesichts von 15 Stimmen (14 Sitze plus Stimme der Bürgermeisterin) haben die Sozialdemokraten höchstens zwei Stimmen aus dem Lager von Grünen (sechs Sitze), UWG (drei), FDP (eins) oder STU (eins) erhalten. Ein interessantes Signal für all diejenigen, die über die Zusammenarbeit und mögliche Koalitionen in den kommenden sechs Jahren spekulieren. Denn mit dieser Wahl wurde untermauert: Ein festes rot-grünes Lager wird es in Halle auch weiterhin ebenso wenig geben wie den klassischen »bürgerlichen Block« in anderen Kommunen.
Bei der vorangegangen Amtseinführung von Bürgermeisterin Anne Rodenbrock-Wesselmann, die am 25. Mai bei der Kommunalwahl ohne einen Gegenkandidaten angetreten war und 73,61 Prozent der Wählerstimmen auf sich vereinen konnte, ging es hingegen nur um das Zeremoniell. Hier war es an Alterspräsident Dieter Baars, die einführenden Worte zu sprechen. Dabei zitierte der Christdemokrat den Soziologen Max Weber, der Politikern drei Qualitäten empfahl: Leidenschaft, Verantwortungsgefühl und Augenmaß. "Die Leidenschaft für dein Amt konntest du in den letzten fünf Jahren nicht verbergen", erklärte Baars. "Dein Verantwortungsgefühl für deine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie als Vorsitzende des Stadtrates war unvergleichlich. Und dein Augenmaß bei der Einbringung von Projekten hier im Rat war für die Weiterentwicklung von Halle wichtig."
Zu diesem Zeitpunkt hatte sich der neue Rat bereits für das obligatorische Gruppenbild aufgestellt, um später durch Anne Rodenbrock-Wesselmann verpflichtet zu werden. Im Chor versicherten die Volksvertreter, zum Wohl der Stadt zu handeln, wobei die neue Sitzverteilung noch sehr ungewohnt war: geballte grüne Kraft gegenüber der Stirnseite, Klaus-Peter Kunze als liberaler Einzelkämpfer auf der einen, Peter Rieke als weiterer STU-Solist auf der anderen, ansonsten 13 CDU-Vertreter, 14 SPD-Leute und drei Unabhängige.
"Wir alle haben das Vertrauen der Haller Bürger bekommen", fasste Dieter Baars zusammen, "enttäuschen wir sie nicht!"