Quantcast
Channel: Haller Kreisblatt
Viewing all articles
Browse latest Browse all 3262

Gärtnern am historischen Ort

$
0
0

Von Andreas Großpietsch

Borgholzhausen.
Bei keinem anderen Garten, der im Rahmen der Aktion »Offene Gartenpforten« gezeigt wurde, ist der Weg zum Ziel so anstrengend. Entschädigt wird man dafür durch eine Aussicht, die es eben auch nirgendwo sonst gibt. Und durch einen neuen alten Garten, der Historie und Moderne ebenso vereint wie Gestaltung und Naturnähe. Die Rede ist vom Garten, der zur Burg Ravensberg gehört.

Und diese grüne Oase dürfte auch noch nicht allen Besuchern des historischen Wahrzeichens ins Auge gefallen sein, liegt sie doch verträumt am äußersten Zipfel des kleinen Plateaus, das vom weithin bekannten Turm dominiert wird. Und bislang sind die Gartenpforten auch meist geschlossen, wenn nicht darin gearbeitet wird.

"Ich bin nur an einem Tag in der Woche ein paar Stunden hier", sagt Ulrike Korelski. Im Frühjahr gebe es etwas mehr Arbeit beim Häckern, räumt sie ein. Aber das sei kein Vergleich mit den Anfangstagen vor neun Jahren, als sie zusammen mit Wolfhart Kansteiner begann, den Burggarten aus seinen Dornröschenschlaf zu wecken.

Der Bezug auf das bekannte Märchen passt nicht nur, weil die Kulisse stimmt, sondern weil auch an der Ravensburg ein schier unüberwindbares Dornendickicht überwunden werden musste, um den Garten wachzuküssen. "Alles war komplett von Brennnesseln und Brombeerranken überwuchert" erinnert sich Kansteiner, der mit einem Aufruf in der Zeitung nach Freiwilligen für den Burggarten suchte.

Mit Ulrike Korelski, die von Gisela Haak unterstützt wird, fand sich die richtige Gärtnerin. Neben dem nötigen Fleiß bringt sie auch noch eine weitere wichtige Eigenschaft mit: Ausdauer. "Es ist ein Projekt, das Geduld erfordert. Eben so, wie es in jedem Garten nötig ist", sagt Ulrike Korelski und gibt damit einen Einblick in ihre Gartenphilosophie.

Bei ihrer Herangehensweise sind die Veränderungen langsam, ist für die schnellen, glatten Lösungen des professionellen Garten- und Landschaftsbaus kein Platz. Jedenfalls nicht an einem so historischen Ort wie der Burg. Denn hier muss man bei jedem Spatenstich die Möglichkeit einkalkulieren, auf Spuren der Geschichte zu stoßen.

Wie Kansteiner und sein ehrenamtliches Grabungsteam, als das Fundament für das historische Backhaus gelegt wurde. Das kleine Wirtschaftsgebäude ist zwar noch lange nicht fertig, wirkt aber schon jetzt, als ob es schon viele Jahr lang an seinem Platz direkt neben der Gartenpforte gestanden hätte.

Auch die Tatsache, dass es einen solchen Garten gibt, hat schon ihre ganz eigene Geschichte. "Hier wächst eigentlich fast alles, der Boden ist sehr fruchtbar", stellte sich heraus, als das Dickicht erst einmal überwunden war. Was kein Wunder der Natur ist, sondern dem Fleiß eines Försters geschuldet ist. Lange Zeit war die Burg der Wohnsitz der Grünröcke, die für den Wald rund um die Burg zuständig sind. Und um auf dem eigentlich eher unfruchtbaren Kamm des Teuto erfolgreich gärtnern zu können, muss er fruchtbare Erde in großen Mengen heraufgeschafft haben.

Eine Mühsal, die sich bis heute auszahlt, denn die übrigen natürlichen Bedingungen sind nicht so schwierig, wie man es angesichts der Lage erwarten könnte. Die umlaufende Mauer, die Büsche und Bäume am Rand gewähren offenbar Schutz vor kalten Winden: "Hier oben herrscht weniger Frostgefahr als vielfach im Tal", war eine der überraschenden Feststellungen. Und genug Feuchtigkeit gibt es auch, so dass nur neu gepflanzte Blumen, Stauden oder Kräuter gegossen werden müssen.

Von all diesen Besonderheiten können sich Besucher in diesem Jahr im Rahmen der Offenen Gartenpforten in der Ravensberger Landschaft am 14. September überzeugen. Der Garten ist insgesamt auf den Spätsommer ausgelegt und soll zu dieser Jahreszeit besonders attraktiv sein.

Doch das Bemühen, den zahlreichen Besuchern aus dem Insektenreich wie Schmetterlingen, Wildbienen und Hummeln immer etwas Blühendes zu bieten, zahlt sich bereits jetzt aus. Im Rahmen einer »Garten-Preview«, also einer Vor-Schau, ist die Gartenpforte am Pfingstmontag, 9. Juni, von 11 bis 18 Uhr geöffnet.


Viewing all articles
Browse latest Browse all 3262