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Neue Gedanken zur Rodderheide

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von kerstin spieker

Werther.
Mit einem bauplanerischen Dominospiel ganz besonderer Güte beschäftigt sich derzeit der Wertheraner Bürgermeisterkandidat Thomas Heidemann. In einem Pressegespräch legte er eine Analyse einiger Probleme der Böckstiegelstadt vor und bot auch gleich einen Lösungsansatz an. Ausgangspunkt seiner Erwägungen ist das geplante Gewerbegebiet Rodderheide zwischen Engerstraße, Jöllenbecker Straße und Bokemühlenweg gelegen. Am Ende seines Gedankenganges gäbe es ein attraktives Baugebiet für solvente Bauwillige, Einnahmen aus Gewerbesteuern für das Stadtsäckel und das umstrittene Baugebiet am Blotenberg wäre vom Tisch.

Aber zurück zum Ausgangspunkt. Die Rodderheide sei eine Planung aus den 80er Jahren, erinnerte Heidemann. Damals habe sich sogar die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Rat der Stadt für die Ausweisung eines Gewerbegebiets an dieser Stelle ausgesprochen. Man habe damals aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklung in Werther den Eindruck gewonnen, den Platz noch dringend zu benötigen. "Alle großen Unternehmen, Tiede, Weco und P&P, waren noch aktiv und es gab keine Flächen mehr, die wir anbieten konnten", erklärte Thomas Heidemann.

Schon damals allerdings sei die Krux gewesen, dass die Flächen zum einen nicht in städtischem Besitz gewesen seien und zum anderen eine Reihe von Besitzern deutlich signalisiert hätten, nicht verkaufen zu wollen. Ein Areal zwischen Tiede-Gelände und Dammstraße sei zwar schon damals viel besser geeignet gewesen. "Man hätte es dort nur mit einem Besitzer zu tun gehabt." Und auch die technischen Besonderheiten, die die Siekstruktur mit entsprechender Wasserführung in der Rodderheide mit sich bringt, wären entfallen. Aber über das Gelände verlief eine Straßenplanung der Nachbarstadt

Bielefeld.
So trugen die Grünen im Rat den Beschluss zum Gewerbegebiet Rodderheide im Jahr 2000 mit.

2004 sei dann die Planung der Bielefelder zurückgenommen worden. Die Grünen seien aus der Zustimmung zur Rodderheide ausgestiegen. Die Mehrheit im Rat blieb jedoch bei der einmal aufgestellten Planung. Seitdem versuche die Stadt mit Geduld und Warten an das rund 80 000 Quadratmeter umfassende Areal zu kommen, so Heidemann. Sie habe es in den Verhandlungen mit zwischen 50 und 60 verschiedenen Besitzern zu tun und bisher erst 60 bis 70 Prozent der Flächen kaufen können.

Eine Million Euro habe Werther bereits für Grunderwerb in die Hand genommen. Noch einmal rund 700 000 Euro seien veranschlagt für die restlichen Flächen. Und erst wenn man die habe, könne man das Gewerbegebiet vernünftig entwickeln. Da seien dann noch 1,8 Millionen Euro Erschließungskosten hinzuzurechnen, dazu Planungskosten und letztlich Kreditkosten. "Das ist eine Riesenbelastung für Werther", kritisiert Heidemann.

Und schlimmer noch sei aus seiner Sicht, dass er arge Befürchtungen hinsichtlich der Vermarktbarkeit des Areals habe. Um die Kosten für die Entwicklung der Rodderheide einigermaßen zu decken, müsse die Stadt nach seiner Berechnung für den Quadratmeter rund 70 Euro verlangen. "Wir konkurrieren aber mit Gewerbegebieten, in denen der Quadratmeter 35 Euro kostet, und die dann auch noch einen Autobahnanschluss bieten", führte der Bürgermeisterkandidat weiter aus. "Selbst wenn ich am 25. Mai gewählt würde, die bisherige Entwicklung lässt sich auch durch mich nicht mehr zurückdrehen." Die bisher bereits abgeschlossenen Kaufverträge seien nach seinen Informationen auch gar nicht rückabwickelbar.

Man könne natürlich schauen, ob man mit einem Entwicklungskonzept nach dem Motto »Hochwertige Wohlfühlarbeitsplätze« eventuell Firmen aus dem IT-Bereich, der Medienbranche oder Bio-Tech-Unternehmen aus dem Dunstkreis der Uni nach Werther locken könnte. Ein viel kühnerer Gedanke sei aber die Umwidmung der Rodderheide in ein Wohnbaugebiet. Als ein solches sei es mitten im Grünen gelegen sicherlich für Häuslebauer aus Bielefeld hochinteressant.

Nachdem die Stadt ihre Kosten gedeckt habe, könne der Mehrgewinn durch den Verkauf als Wohnfläche an die Besitzer gehen, die ihre Grundstücke an die Stadt verkauft hätten. Wohl kaum einer dürfte sich gegen einen solchen »warmen Regen« mit Rechtsmitteln sperren.

Wohnbebauung am Nordhang des Teuto könne man dann erst einmal von der Agenda nehmen. Und durch die Rücknahme der Fläche als Gewerbegebiet habe die Stadt Werther eine Karte im Ärmel, wenn es um die Beteiligung an eventuell neu entstehenden interkommunalen Gewerbegebieten in der Nachbarschaft gehe - eben im Tausch für die bereits genehmigte Rodderheide.

Sicherlich gebe es noch das ein oder andere Hindernis auf diesem Weg, räumt der Bürgermeisterkandidat ein. Thomas Heidemann sieht in seinen Ideen aber auch Chancen und nimmt für die Politik in Anspruch: "Man muss doch den Mut haben, auch mal frisch und aktuell nachzudenken."


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